Eigentlich dachte ich, es bleibe noch genügend Zeit um einen Abschlussbericht über meine „Pilgerreise“ von Anfangs Juli zu schreiben. Ein Monat würde doch reichen, könnte man meinen. Doch weit gefehlt, wenn man so gerne prokastiniert wie ich ... Nun ist es soweit: ich sitze im TGV nach Paris, wo ich am Sonntag am Start des Randonneur-Klassikers schlechthin stehe: von Paris gehts einmal in die Bretange nach Brest und zurück. 1200 Kilometer sind es, die ich zusammen mit 7000 anderen
Fous unter die Räder nehme, so viele wie noch nie am seit dem 1891 (!) alle vier Jahre stattfindenden Anlass.
Mehr zu PBP: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Paris–Brest–Paris_(Brevet)
Die Zeit wird nicht gestoppt, sie läuft also auch wenn man grad in die Büsche geht sei es für das eine oder zum schlafen - vorzugsweise nicht am gleichen Ort. Der Organisator hat zwar alle 100 km Checkpoints eingerichtet in Turnhallen und dergleichen, wo man sich auf eines der 200-300 Feldbetten legen darf. Doch man liest so einiges über diese Schlafgelegenheiten, dass man dort mehr anstehe als schlafe und wenn man endlich liegt vom Betrieb drum herum auch nur mehr schlecht als recht schlafen kann. Darum fahre ich die erste Nacht durch und habe ein Hotelzimmer bei Halbzeit in Brest reserviert, in dem ich die Batterien - meine und die von den zahlreichen elektronischen Helferlein - aufladen kann.
Ausgeschlafen werde ich dennoch nicht sein, wenn ich mich schätzungsweise gegen 4 oder 5 Uhr am Dienstag morgen aus den warmen Federn quäle und und mich in die miefende Velokluft werfe. Denn die Zeit tickt. Als Neuling habe ich (vielleicht) den „Fehler“ gemacht und mich für die 80h-Limite angemeldet. Möglich wären auch 84 oder 90 Stunden gewesen. Auch mit 90h sind die 1200 Kilometer und rund 10000 Höhenmeter noch furchteinflössend und ich habe einen Riesenrespekt davor. Aber vielleicht brauch ich auch einen gewissen Druck, um nicht unnötig Zeit zu verplempern, wie ich dies auf meinen Velotouren des Öfteren tue. Oft komme ich auf einen effektiven Fahranteil von 70% oder noch tiefer: das heisst, 2 Teile fahren, 1 Teil ausruhen. Was mich wieder zu der Wartetei auf ein freies Feldbett bringt. Ein mögliche Strategie könnte sein, die Nächte durch zu fahren und stattdessen am Tag zu schlafen, wenn der Andrang nicht so gross ist. Oder sich einfach unter einen Baum zu legen tagsüber um ein bisschen zu dösen. Das Wetter dazu würde passen. Ab Montag kein Regen, leicht bewölkt und rund 10-20 Grad. Mein Plan ist nach dem Start am Sonntag um 1615 Uhr die erste Nacht durchzufahren, so dass ich zum Einbruch der Dämmerung am Montag Abend in Brest ankommen werde. Was danach kommt, steht noch in den Sternen unter Bretagnes Nachthimmel!
Eine wahre Materialschacht: eine Hundertschaft von (kleinen) Dingen die mit nach Paris und das meiste davon auch nach Brest müssen.
Velo verpackt bereit für die Reise im TGV nach Paris - die Tasche ist noch verkehrt
Test mit den wasserdichten, aber mühsam anzuziehenden Velotoze Überschuhen aus Latex. Man wird dafür von innen nass da wirklich dicht (sprich nicht atmungsaktiv). Zum Glück werde ich sie nicht anziehen müssen.