Montag, 30. September 2013

Tagesablauf eines Radreisenden


  • ca. 4:00 Uhr - Die Blase drückt. Raus aus der Wärme in die Kälte der klaren Nacht. Abschütteln und schnellstens zurück an die Wärme
  • 7:30 - Tagwache, auf's Klo eilen; davor zwei Kontaktlinsen, Radhose, Pullover einpacken
  • 7:50 - Zeltplatz aufräumen
  • 8:35 - Zähne putzen
  • 8:40 - Abfahrt auf dem "Camping der Stadt Straubing", Ladestand iPhone: 45%
  • 8:45 - 2 km - Fahrt in die Stadt, Frühstück beim Beck
Kirschtaschn, Nussschneck', Quarktaschn
  • 9:10 - Weiterfahrt
  • 9:40 - 12 km - Windweste ausziehen (jetzt mit Thermo- und Velo-Shirt unterwegs)
  • 9:40 - Sonnencreme 
  • 10:05 - 19.1 km - Veloshirt ausziehen, Windstopper-Jacke an, sowie Windstopper für die Füsse

  • 10:22 - 23.1 km - 70% (Ladestand iPhone) - Fotohalt
Zwischen Bogen und Deggerdorf
  • 10:47 - 31.3 km - 81% - Znünipause, das iPhone lädt (der Nabendynamo und die USB-Buchse tun ihr Job tadellos)
  • 11:14 - 36.0 km - 86% - Wassertemperatur der Donau überprüft. Fotohalt.
  • 11:30 - 41.8 km - 92% - kleine Irrfahrt in Deggendorf (Bauarbeiten)
  • 11:40 - Windstopper für die Füsse ausgezogen
  • 12:05 - 51.4 km - 97% - Stopp bei Fähre in Niederalteich. Weitere Routenplanung. Fähre fährt nur auf Zuruf, aber es hört niemand hin (kein Fährmann weit und breit, auch keine anderen Leute). Laden vom GPS-Garmin. Badetuch und Velo-Shirt sind trocken, werden in die Tasche verstaut.
  • 12:34 - 52.8 km - 94% Mittagsrast bei Hengersberg in Autobahn-Raststätte. Semmelknödel-Pfanne mit Zwieben, Schinken und Ei. Dazu ein alkoholfreies Weizen.
  • 13:23 - 86% - Weiterfahrt
  • 13:50 - Pinkelpause. Ergon-Halstuch ausgezogen.
  • 14:35 - 76.0 km - 85% - Infotabel über die Römer, deren Strassenbau und den Limes gelesen (Strassen waren schnurgerade und Limes = Donau)
  • 14:55 - 78.8 km - 85% - Pause in Vilshofen, Red Bull getrunken am Donausufer
  • 15:12 - 76% - Weiterfahrt, zuvor iPhone an Stromversorgung angehängt
  • 15:51 - 93.3 km - 94% - Pinkel-, Verschnauf- und Sonnetank-/Geniesserpause
  • 16:45 - 105 km - 100% - Ankunft in Passau beim Zusammenfluss der "blauen" Donau, dem "grünen" Inn und der "schwaren" Ilz
  • 17:00 - 106.5 km - 98% - Ankunft Zeltplatz
  • 17:05 - 98% - Beginn Aufbau Zelt, Dusche; ohne Registrierung/Anmeldung, da Reception erst ab 18 Uhr offen
  • 18:00 - 95% - Erneuter Versuch der Anmeldung, erfolglos, Reception nicht besetzt. Aufbruch in Stadt.
  • 19:25 - 84% - Beendigung Stadtrundgang in Kombination mit Restaurant-Suche (letzteres hatte zwar Prioriät, aber ich tue mich immer schwer mit dem und am Schluss lande ich sowieso im erst besten)
  • 19:28 - 84% - Bestellung im Rest. "3 Linden" abgegeben: Obatzda (Bayrischer Frischkäse, lecker mit einer kleinen Brez'n. Hirschgulasch 
  • 20:10 - 73% - Fertig gegessen
  • 20:47 - 64% - Entwurf Tagebuch-Eintrag fertig gestellt
Danach noch ein bisschen Tagesverarbeitung (so lange der Laptop-Akku noch hält: momentan bei 29% mit stark reduzierter Display-Helligkeit), Tourenplanung für morgen, verdauen, etc. und dann voraussichtlich so gegen 22  Uhr ins "Bett" bzw. auf die Iso-Matte. Die Reception wird dann wieder geschlossen haben ...


Donau nach Straubing
Achtung - es wird langweilig :-)

Drei-Flüsse-Stadt Passau an der Grenze zu Österreich 
Das Hochwasser diesen Juni traf Passau besonders hart

In der Ufer nahen Altstadt sieht man überall solches...
... und allerlei "Illustrationen und Beweise"
Strecke: Straubing, Deggendorf, Hengersberg, Vilshofen, Passau. Distanz: 106 km. Datum: Montag, 30. September 2013.

Sonntag, 29. September 2013

Gegen den Wind

Schon nach den ersten Kurbelumdrehungen war klar, heute würde ein mühsamer Tag werden, was das Rad fahren betrifft. Knapp 10 Grad hatte es, die sich aber wesentlich kälter anfühlten, weil ständig ein unangenehmer Wind ins Gesicht blies. Jetzt wo die Tage kürzer sind als die Nächte, vermag auch die schräg stehende Sonne nicht mehr so stark erwärmen. Um bei längeren Pausen nicht auszukühlen, muss ich den warmen "Ergon-Kuschelpulli" anziehen.

Nicht nur kühl ist der Wind von vorne, auch bremsen tut er ordentlich. Etwa jede 5-te Kontraktion des Oberschenkels ist "für'n Wind" :-) Oft finde ich im Unterlenker wieder, den Blick alternierend auf Vorderrad und Tacho, der selten mehr als 30 km/h anzeigt, oft näher bei 25 km/h ist. Mit gesenktem Haupt kann ich die nette Landschaft nicht so sehr geniessen, wie sie es verdient hätte. Nach Kehlheim ist der Fluss schiffbar, die ersten Frachtschiffe und Passagierboote kommen mir entgehen. Die Wasserrinne wird breiter, Brücken seltener und gleichzeitig grösser. Jetzt erinnert das ganze schon eher an einen grossen europäischen Fluss. Auch der Radweg führt nun des öfteren direkt am Hauptfluss oder einem der zahlreichen "Parallelgewässer" (Auenlandschaften, alter Flusslauf, Kanal und solches Zeugs) entlang.

Vor Kehlheim zwängt sich der Fluss durch den sog. "Donaudurchbruch": er wird flankiert von imposanten Felswänden und skurillen Gesteinsformationen. Um diese Naturschönheit besser beobachten zu können, verlade ich meinen Lastesel beim Kloster Weltenburg auf's Schiff und geniesse die kühle, weil windige, halbstündige Bootsfahrt.

Beim Kloster befindet sich die älteste Klosterbrauerei der Welt. Ich halte mich aber strikt an den Grundsatz "unterwegs keinen Alkohol". Schade, hätte das Bier gerne probiert :-) Aber auch nach dem Radeln kommt man im "Bier-Land" Bayern auf seine Kosten, was die Biervielfalt betrifft. Fast jede Stadt hat ihr eigenes Bier. Unterwegs weisen kaum zwei Wirtshausschilder die gleiche Biermarke auf (Paulaner und Schneider mal ausgenommen). Auch kulinarisch lasse ich mir es schmecken: Vorgestern Leberknödel, gestern Ochsenrippchen, heute Schweinsbrüstl. Deftig, aber gut und eher weniger "Leistungssport-tauglich". Ausser heute Mittag beim Kloster: da gab's Spaghetti ;-)

Vogel-Villa
Lecker: frische Erdbeeren direkt vom Feld 
Donaudurchbruch vor Kehlheim 
Bier-Automat (ausser Betrieb): ich vermisse die heimischen Selecta-Automaten (und Dorfbrunnen mit Trinkwasser sind auf Mangelware) ...
... dafür gibt's haufenweise Wegweiser zu Biergärten und Eiscafés
"Griass Gott" im katholischen Bayern 
Abendstimmung über der Donau bei Straubing
Flusslandschaft vor Straubing
Das lokale Bier :-)
v.l.n.r: Sauerkraut, gemischter Salat, Semmelknödel, 2 Schweinsbrustl (nur halb im Bild: Weissbier)
Strecke: Ingolstadt, Neustadt, Kehlheim, Regensburg, Straubing. Distanz: 140 km. Datum: Sonntag, 29. September 2013.

Freitag, 27. September 2013

Volksfest, Ruhetag und Speiche locker

Entlang dem Radweg von Dillingen nach Ingolstadt gibt es nicht viel zu berichten. Etwas mühsam durch leichtes Hügelgelände oder dann flach einer Hauptstrasse entlang mit entsprechend viel Verkehrslärm. Zudem Wetter, bei welchem ich zu Hause nicht unbedingt auf's Rad gestiegen wäre. Es herbstelet: die Wege sind feucht, von einigen Blättern bedeckt, bedeckt auch der Himmel. Zudem bloss knapp 10 Grad. Keine Sonne, die einem aufwärmen kann. Beim Pause machen kühlt man schnell aus.

Meine Beine, insbesondere die Waden, verlangten nach einem Ruhetag. Der Kopf sagt aber, nö, ich will weiter vorwärts kommen. Doch die Vernunft obsiegte. Die Schilder "Volksfest, 27.9. - 6.10." (10 Tage Fest, jedes Jahr, auch im Frühjahr! - Züri-Fest: 3 Tage alle 3 Jahre) machten die Entscheidung einiges leichter. Denn ich tue mich immer schwer einen Tag der Ruhe zu "opfern". Ich will vorwärts kommen. Doch man muss sich auch zwischendurch Zeit nehmen, das Erlebte verdauen und dem Körper etwas Ruhe gönnen. Ich bin schliesslich im Rad-Urlaub, und nicht an einem Rad-Rennen. Von der Strecke her bin ich ca. in der Hälfte. Zeit bleibt also genügend.

Dass Volksfest ist, merkt man u.A. auch daran, dass bloss 2500 Zuschauer dem Eishockey-Spiel der obersten Deutschen Liga zwischen dem ERC Ingolstadt und dem Tabellenführer aus Krefeld beiwohnen. Das Stadion ist halb leer, die Stimmung trotzdem gut, weil die Kurve gut gefüllt ist und die Fans beinahe durchgehend klatschen und johlen. Auch der diskussionslose 3:0-Sieg tut das übrige zur guten Stimmung bei. (Ok, viel mehr waren bei den ersten beiden Heimspielen auch nicht gekommen: 3500 - da hat ja Lugano mehr Zuschauer :-) König Fussball regiert, insbesondere in Bayern.)

Am Samstag morgen dann ein kleiner Schock: es klimpert und knarrt beim Hinterrad. Es tönt verdächtig nach lockerer Speiche. Und ja, eine Speiche lässt sich einen Zentimeter hin und her verschieben. Google ist in einer solchen Situation dein Freund und Helfer. Allerdings schickt er (oder sie?) mich zuerst in ein Wohnquartier zu einer Privatadresse ohne von aussen erkennbare Radwerkstatt o.ä. Der nächste in der Liste ist der Brenner, ein waschechter Bayer :-) mit hunderten von neuen Fahrrädern im Laden. Schade dauert es bloss 10 Minuten, die Speiche nachzuziehen. Ich hätte mich gern noch ein wenig umgeschaut im Laden ;-) Danach hatte der Besitzer noch mein Rad gemustert: "Ist aber ne sportliche Position für'n Reise-Radl. Was bezahlst in der Schweiz für sowas? Warum hast'de die Avid-Scheibenbremse montiert?" Davor hatte er einem Laien ein vollgefedertes MTB aufgeschwatzt bzw. erklärt, was mir wie ein kleines Lustspiel vorkam. Zum Schluss meinte er noch, mit dem Hinterrad werden sie nochmals Probleme kriegen. Es ist halt nicht ganz risikolos, mit einem nigel-nagel-neuen Fahrrad auf Tour zu gehen. Lektion gelernt und in die Liste aufgenommen!


Biergarten mit Donaublick - Herz, was willst du mehr?
Schloss Neuburg vor Ingolstadt
So kann man "Rad'l" auch buchstabieren :-)

 Nachfolgend ein paar Impressionen vom Umzug im Rahmen des Volksfestes:






Strecke: Dillingen, Donauwörth, Neuburg, Ingolstadt. Distanz: 99 km. Datum: Samstag, 27. September 2013.

Donnerstag, 26. September 2013

Radler-Rast, Regentest und der höchste Kirchturm der Welt

Für schöne Landschaftsbilder fehlten heute zwei Zutaten: schönes Wetter und schöne Landschaften. Beides war heute (Do, 26. Sep.) Mangelware. Die halbe Nacht hatte es durch durchgeregnet. (Und ich hab mir noch überlegt, mit offenem Zelt zu schlafen. Das wäre ein Gaudi geworden, wenn ich mitten in der Nacht noch die Plane über das Innenzelt hätte spannen müssen.) Am morgen nur noch ein paar Tropfen aus den tiefliegenden Wolken. Bis Ehingen, 30 Kilometer östlich von Ulm, hatte es sogar aufgeklart. Aber die Landschaft war heute wenig beeindruckend, man könnte gar sagen: langweilig und eintönig. Über Feld-, Wald- und Wiesenwege, nur ab und zu eine Brücke, die einem daran erinnert, auf welchem Radweg man sich befindet.

Ein Blick auf den Regenradar in Ehingen offenbarte nichts Gutes. Nun ja, auch Regenkleidung will getestet werden. Test bestanden! Auf den 768 Stufen hinauf zum mit 161.53 Meter höchsten Kirchturm der Welt - dem Ulmer Münster - konnte die Regenjacke wieder trocknen. Bis ganz oben geht natürlich nicht. Bis zur Aussichtsplatform auf 143m dreht man sich in den engen Wendeltreppen ganz schön im Kreis, so dass es einem durchaus schwindlig werden kann beim Absteig. (Geschätzte 50 mal).

Ansonsten gibt's nicht viel zu berichten, ausser dass die Radler-Dichte merklich tiefer war heute. Ob's am Wetter lag?

Zahlreiche "Radler Rast": mal ungedeckt und wenig luxuriös, dafür mit Getränkeautomat

Ander mal gedeckt und mit lustigen Sprüchen an der Wand: "War das Schieben dir ein Graus, Ruh dich hier ein bisschen aus, Trink dein Spezi aus der Büchs, das Wassser und das Sitzen kostet hier nix". (Das Spezi stammt wohl vom ersteren Radler-Rast nur wenige Kilometer davor. Die Rampe unmittelbar vor dieser Rast ist 22% steil!)

Manchen Radler-Rast bieten Spass und Unterhaltung :-)

Drive-Inn-Apotheke - no comment ... 
Trinkwasser-Brunnen in Ehlingen: "Ab kehr au ei" (Wir im Schwaben-Land :-)

Donau bei Ehlingen

Die Kirche gibt sich modern: EC-Spende - leider defekt

Aussicht vom Ulmer Münster

Ulmer Münster: die Stühle davor sind offenbar dazu da, sitzend den Kirchturm zu studieren

Diese Tankstelle benötigte ich nicht

Welcher Seitenstreifen? Und überhaupt: ist hier nicht Fahrverbot für Kfz?!
Boxenstop mit "Iso Sport": isotonisches Getränk für den Donau-Radler - kalorienreduziert
Donau vor Dillingen
Strecke: Riedlingen, Ehlingen, Ulm, Dillingen. Distanz: 140 km. Datum: Donnerstag, 26. September 2013

Mittwoch, 25. September 2013

Erst im Nebel, dann in der Höhle

Die Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch (25.9.) war kalt, grad so an der Grenze des Gemütlichen; oder knapp drunter. Die Nacht war klar. Entsprechend kühlte es ab. Glaub 7 Grad hatte es morgen früh. Und Nebel, der sich nur zögerlich erst gegen 11 Uhr komplett aufzulösen vermochte. Es war ein zäher Kampf zwischen Sonne und den feinen Wassertröpfchen. Entsprechend idyllische zeigte sich mir die noch junge Donau. Dass ich sie nicht sonderlich oft zu Gesicht bekomme, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Donau-Radweg führt nur selten direkt dem Fluss entlang. Mehrheitlich fährt man ausserhalb Sichtweite auf Feld-, Wiesen- und Waldwegen.
Morgenstimmung am Camping am Riedsee 
Spinnweben an der ersten Donau-Brücke
Stellenweise lichtet sich der Nebel über der Donau
Die Donau ist noch ein zartes Pflänzchen. Kaum vorstellbar, dass dieses "Flüsschen" zu einem mächtigen Strom wird. Zumal ihr an zwei Stellen merklich Wasser "abgezapft" wird (Donau-Versickerung). So stark, dass während des Sommerhalbjahres das Flussbeet mehrheitlich trocken liegt. Bei Immedingen und Friedingen verschwindet Wasser in einem unterirdischen Höhlensystem (Schon mal oberirdische Höhlen gesehen?), welches dann 12 km weiter südlich als Aach wieder zu Tage tritt, dabei die grösste Quelle Deutschlands bildet und schliesslich via Rhein in die Nordsee abfliesst. Da immer mehr Wasser versickert, wird sich über kurz oder lang (wohl eher lang, sehr lang) die Wasserscheide ein wenig nach (Nord-)Osten verschieben.
Leider hatte es zuviel Wasser um im Flussbeet zu wandern
Schluckloch bei Immedingen (Bild: Wikipedia)
Das zweite Highlight des Tages war der Donaudurchbruch durch die Schwäbische Alb. Leider war ich dabei zu sehr mit mir selbst und dem pedalieren beschäftig (es ging ständig hoch und runter auf schlechter Dreck-Kies-Unterlage), so dass ich "vergass" bzw. den richtigen Moment verpasste, ein schönes Foto zu schiessen.

Ich interpretier dieses Schild am Eingang zum "Durchbruch" so: Die Wanderin kickt den Radfahrer vom Velo. Dieser wehrt sich in bester Karate-Manier :-) 
Donau beim Durchbruch der Schwäbischen Alb
Frühstück auf dem Camping am Riedsee: mangels Alternativen aus dem Automaten  
Doch der nächste Beck ist in Deutschland nie weit: ob's für den Dörflinger gerreicht hat?
Strecke: Donaueschingen - Tuttlingen - Sigmaringen - Riedlingen (120 km). Mittwoch, 25. September 2013