Sonntag, 30. April 2017

Zum Nabel der Welt

Ich versuchs mal mit einem etwas anderen Blogstil: diese Notizen mach ich nämlich sowieso jeden Abend (zumindest habe ich es vor)
  • Fakten: Sonntag, 30. April 2017, Athen - Delphi, 170 km, 6:15, 2300 Hm
  • Strassen: mehrheitlich gut, ein paar Holperer, v.a. Innerorts und an Kreuzungen. Immer wachsam sein für Schlaglöcher 
  • Verkehr: wenig, auf Hauptstrasse in der Ebene etwas mehr. Sehr rücksichtsvoll (hupen vor überholen)
  • Wetter: Sonne mit zT milchigem Sonnenschein. 20-30 Grad
  • Wind: mehrheitlich von der Seite, ab und zu von vorne
  • Radler: ein paar einzelne am ersten Berg, nach Delphi zwei, drei Gruppettos
  • Stimmung: gut, froh dass es endlich losging (Trotz Beschwerden und einem nicht richtig schaltenden Velo und etwas "Übergepäck")
  • Energielevel: nicht ganz voll. Brauche Gewöhnungszeit für das schwerere Setup. Puls eher hoch, v.a. in der Ebene 
  • Beschwerden: Nacken/Schulter wenn in Oberlenker. Schulter wenn auf Aufsatz. Mal rechtes Knie, dann links. Nichts tragisches. Linker Fuss(ballen). 
  • Lowlight: Planungsfehler mit nicht befestigter Strasse. Plus 100 Höhenmeter 
  • Highlight: Abfahrt, und die nach Delphi 
  • Topografie / Route: stetig aufwärts, dann ein kleiner Pass, wellig nach der Abfahrt. Dann flach bis Livadia, gefolgt vom nächsten Pass. 
  • Landschaft: viele Pinien- und Olivenbäume. Grüner als erwartet. Aber trocken. Berge mit grünen hängen. Gelbe Blumen blühen und duften intensiv. 
Viele kleine Tempel am Strasserand

Schweinehälften, bewacht - bislang keine Probleme gehabt mit streunenden Hunden

Einsames Pässchen hinter Athen

Am zweiten Pass zwischen Livadia und Delphi 

Tell Star? 😀

Die Strasse rechts endet unbefestigt 

In diesen Bergen kann man Ski fahren

Nur kurz ein noch Hotel reservieren

Diese Biene verfing sich im Bandana: zum Glück lebt sie noch 

Start geglückt

Soweit hat alles geklappt: bin nun unterwegs in den Hügeln hinter Athen:



Samstag, 29. April 2017

Der Karton ist gepackt

UAuf geht das Abenteuer. Die Nervosität hat sich gelegt und ist einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude gewichen. Anspannung deshalb weil es sich doch immer wieder komisch anfühlt, das fragile "Plastik"-Velo (Carbon) in halbes Dutzend Einzelteile zu zerlegen, es mit Schaumstoff, alten Zeitungen und viel Klebeband zu umwickeln um es schliesslich am Sperrgut-Schalter auf seine eigene Reise zu schicken. 



Vorfreude deshalb weil ich in den nächsten Wochen das machen darf, was ich liebsten tue und den (Arbeits-)Alltag hinter mir lassen darf. Keine ewig gleichen Personen auf dem morgendlichen 0632-Zug ab Aarau, keine stickige Büroluft - das Grossraumbüro lässt grüssen, keine Stand-ups, keine "mühsamen" Pull-Requests (einem Verfahren zur Sicherstellung der Programmierqualität, wobei in letzter Zeit diese immer reibungsloser wurden). Aber auch keine Tastatur und nur ein kleines iPhone-Dispaly muss reichen um Blog Einträge wie diesen zu schreiben. Am Ende der  vier Wochen werde ich vermutlich schneller tippen können auf dem Soft-Keyboard als auf einer Taktilen. Immer die gleichen Kleider und keine richtigen Schuhe: tagsüber mit Klack-Klack und abends dünne Schuhe fast ohne Sohle, bei der man jedes Steinchen spürt, die dafür super leicht sowie verformbar sind, so dass sie sich einfach verstauen lassen. Jeden Tag ein anderes Bett, eine neue fremde Umgebung, Landschaften, Kulturen und Umgebungen, die sich ändern und schliesslich mit jedem Tag vertrauter werden. 

Darauf freue ich mich! 


Montag, 24. April 2017

Die Reise ins Ungewisse

Ich war selten so nervös und angespannt vor einer mehrwöchigen Velotour. Die Gründe sind vielschichtig und auch privater Natur. Was erwartet mich im Süden Europas? Wird's Kontakt Flüchtlingen geben_ Gibt es den Euro noch wenn ich zurück kehre (oder, was ist er noch wert)? Zwischen Griechenland und Slowenien hat kein Land den Euro, das wusste ich bereits (Ok, Montenegro hat ihn obwohl es offiziell nicht zur Euro-Zone gehört....). Nicht bewusst war mir jedoch, dass die Länder Mazedonien, Albanien und Montenegro zur teureren Zone Welt 1 gehören.

Flasche leer weil runtergefallen nach eine Bodenwelle
Ein anderer Grund der Anspannung sind die vielen Unklarheiten im Vorfeld. Wer die Wahl hat die Qual, wie man so schön sagt ... : es fängt an beim Velo: Soll es das spritzigere und momentan bequemere Cannondale Super6 mit neuer drahtloser elektronischer Schaltung sein oder das sich momentan seltsam unbequem anfühlende Trek Domane sein. Mit der drahtlosen Schaltung riskiere ich, dass mir unterwegs jemand den Akku klaut - eigentlich unrealistisch, aber wenn's passiert ein Horrorszenario mit nur einem Gang zurück zu fahren. Denn richtig flach ist eigentlich nirgends, was mich zur nächsten Frage bringt. Soll der Triathlon-Aufsatz mit - immerhin 400g Zusatzgewicht, die ich die geschätzten 40'000 Höhenmeter hochtragen muss. 400g entsprechen ca. 10% des Gesamtgewichtes an Gepäck. Dafür aufs iPad verzichten (minus 300g): "einfacher" bloggen und SRF im Kleinformat wären die Konsequenzen. Nun, der negative Einfluss des Gewichts auf die Reisegeschwindigkeit wird oft massiv unterschätzt. Aber es muss ins Gepäck passen; also ist es auch eine Volumenfrage und damit sind wir bei der nächsten Entscheidung: Welche Gepäcklösung soll es sein. In den letzten Wochen war ich fast täglich auf den einschlägigen (Online-)Shops und habe mir einiges an Material herangeschafft. Mein Kellerabteil platzt demnächst ;-)

Diese Rahmentasche von Ortlieb ist wasserdicht und kommt sicher mit

Welcher Reifen soll sein? Ist der neue Michelin Power Endurance wirklich so gut wie angepriesen: immerhin hat er nach nur ein paar hundert Kilometer bereits erste kleine Risse und Furchen - notabene von Mitteleuropäischen Asphaltpisten. Wie die Strassen z.B. abseits der Mazedonischen Hauptstrassen oder im Kosovo sein werden, weiss ich nicht. (Von Albanien ganz zu schweigen, da liesst man von plötzlich in Schotter übergehende "Strassen".) Auf jeden Fall habe ich heute das Vorgängermodell des Michelin besorgt, den Pro 4 Endurance V2. Gemäss bicyclerollingresistance soll dieser leicht besser rollen bei signifikant besserem Pannenschutz. Nun, mit Internet-Recherchen ist's halt immer so eine Sache... man sucht eh nur nach Bestätigung von seiner im Vorfeld bereits gefassten Meinung. Was klar ist, nach der Pannenserie im Winter mit dem Klassiker Continental GP 4000S II, kommt mir so schnell kein "Black Chilli" mehr unter die Räder. Ob sich die Last-Minute-Investition gelohnt hat, nachzulesen hier ... ob man's dann glauben mag oder nicht überlasse ich dann dem Leser.


Der Vollständigkeit halber die weiteren Entscheidungen:

    Rolle von Apidura mit altem Triatlon-Lenker
  • 1 oder 2 Nächte in Athen: für eine Nacht spricht der Start am Sonntag morgen - der Verkehr in Griechenlands Hauptstadt soll recht heftig sein werktags. Für zwei Nächte spricht Athen selbst. Andererseits kann man auch mit der S-Bahn an den Stadtrand fahren.
  • Schuhsystem: SPD vs. SPD-SL - d.h. die Frage, tagsüber laufen mit "Klack-klack" (SDP-SL) vs. Druckstellen am Fussballen (SDP) und (gefühlt) etwas weniger Effizienz
  • Welcher Triatlon-Aufsatz solls sein: diese Woche kommt noch das neue Modell von Syntace - reicht leider nicht mehr zum testen.
  • Sattel/Hose: welche Hosen-Sattel-Kombination garantiert schmerzfrei Stunden im Sattel? Leider ist die favorisierte ProCyclingAarau-Hose schon etwas lädiert von einem Sturz in diesem Winter, die iQ-Hose etwas zu gross (mehr essen!) und die andere, neuste etwas zu sportlich geschnitten (weniger essen?) 

Ein Entscheid ist gefallen: Trek Domane - mit neuem Tretlager ;-)
Wie auch immer, es kommt schon gut! Es hat bisher immer geklappt. Ich bin auch dieses Mal zuversichtlich, dass auch die letzten Zweifel und das Zwicken im Rücken, in der Achillessehne und der Schulter spätestens nach der ersten Etappe verflogen sind - ansonsten frag ich das Orakel von Delfi um Rat am ersten Übernachtungsort auf meinem Weg in die Gewissheit.



Sonntag, 2. April 2017

Bald wieder on-tour...

Lange ist's her seit dem letzten Update... Höchste Zeit für ein Update - auch weil sich Beiträge aus der Vergangenheit per E-Mail melden (danke für die schönen Erinnerungen!) und ein paar Versuche, das Blog schreiben zu vereinfachen in seltsam aussehenden, knappen und kurzlebigen"Roboter-Beiträgen" äussern.

Im Moment laufen die Vorbereitungen für die nächste grosse Tour. Sie führt mich im Mai von A bis A - von der antiken Hauptstadt Griechenlands bis in den Hauptort meines Wohnkantons. Dieser Routenentwurf hat nicht vergebens das Wort "1980" im Titel - es ist die Route, die ein paar Pioniere aus meiner Region unter die Räder ihrer Stahlrahmen genommen haben, als es den Vielvölkerstaat Jugoslawien noch gab, Europa und die Welt noch ganz anders aussah und ich erst knapp laufen konnte.

Vier Jahre später gründeten sie den Club der Radfernfahrer. Interessant ist auch der Bericht ihrer Durchführung ihrer ersten "Olympiafahrt".