Samstag, 5. Oktober 2013

Von der "Eishöhle" ins Dampfbad

Die letzte Übernachtung im Zelt wurde kalt, sehr kalt. Seit dieser klaren Nacht weiss ich, dass meine Zelt-Schlafsack-Isomatte-Kombo einen leichten Frost übersteht:

Zelt mit Raueifen
Gemütlich ist's zwar nicht, nur durch eine kleine Lücke hindurch zu atmen. Mein Schlafsack bietet einiges an "coolen" Features im wörtlichen Sinn: die Reissverschlüsse sind nicht "nackt", sondern dick gepolstert. Dazu existiert ein kleines Band, welches etwa auf Brusthöhe den Körper umschliesst, so dass möglich wenig Wärme entweichen kann. Viel effektiver ist jedoch, dass man ihn mit einer Kordel etwa auf Halshöhe zu ziehen kann. Zusammen mit der ebenfalls fast verschliessbaren Kapuze bleibt so ganz viel Körperwärme, dort wo sie sein sollte. Übrig bleibt dann die erwähnte kleine Lücke für Nase und Mund zum durchatmen. Einziges Problem: wohin mit den Armen, die im natürlich im Schlafsack bleiben müssen!? Für mich als "Arm-Unter-dem-Kopf-hindurch-Leger" ist es ungewohnt, mit verschrenkten Armen zu schlafen. Es geht, ist aber auf Dauer unbequem. Man hat bloss etwas zwei Liegepositionen: links und rechts. Kein Vergleich zum Luxus, der mich in der Folgenacht erwarten würde.

Dies war auch meine Motiviation für heute. Ohne dieses Ziel vor Augen, wäre es ungemein schwieriger gewesen, auf den letzten 80 Kilometern gegen diesen - Tschuldigung - verdammten Wind anzukämpfen. Das Wetter war zwar traumhaft: keine Wolke am Himmel. Kein Wunder, der starke Ostwind hat alle weg geweht. Ein paar Mal musste ich laut fluchen, ehe ich auf eine bessere Idee kam, mich abzulenken. Ich entwickelte eine kleinere Spielerei: jedes Mal wenn mich wieder ein Böe aufregte, nahm ich stattdessen einen Schluck Almdudler :-)

Der Almdudler-Vorrat reichte, bis ich dieses Schild sah:
















Danach "nur" noch zum Stephansdom in der Stadtmitte radeln und zum im Voraus gebuchten Hotel. (Zum Wahrzeichen Wiens deshalb, weil ich dort, die Alpen-Tour begonnen hatte.) Doch es kam anders. Mit Radeln war ab Stephansdom erstmal Schluss; zu viele Touris! Dann irgendwie durch das Historische Zentrum Wiens, der Mariahilfer-Strasse entlang bis zu meinem vermeintlichen Hotel, das Austria Trend Hotel Anatol in Nähe vom Westbahnhof. Erst bin ich fälschlicherweise im falschen Hotel an der gleichen Strasse gegenüber gelandet. Die Receptionsdame verwies mich dann an das Hotel schräg gegenüber. Schade, denn die Lobby versprach ein schickes Hotel. Im "Anatol" dann der vorübergehende Hammer: wir sind ausgebucht, weil unsere Buchungssystem weiter Reservierungen annahm, obwohl bereits alle Zimmer belegt sind. Ich war etwas angepisst. Ich wurde per Taxi ins Partnerhotel "Rathauspark" der gleichen Kette chauffiert. Das Fahhrad (bewusst) und die Identitätskarte (weniger bewusst) liess ich im Anatol. Völlig verschwitzt komme ich also im "Rathauspark" an und bin äusserst angetan, von der Junior Suite, die sie mir stattdessen zur Nächtigung zur Verfügung stellten. Es sei das grösste Zimmer, das sie hätten ...

Junior-Suite im Hotel "Rathauspark", glaub 290€ pro Nacht. So viel würde ich nie für ein Zimmer ausgeben ;-) Aber für 120€ nimmt man auch das ...
Es schlief sich herrlich. Die Arme konnten dort sein, wo ich sie wollte. Kein Auf- und Abbau der Behausung. Kein ausrollen des Schlafsackes. Kein aufblasen der Iso-Matte. Auch der nächtliche Toilettengang war ohne Unterkühlung machbar. Am Folgetag ging mit Kontrastprogramm weiter: viel Laufen, wie es sich bei einem Stadtbummel halt gehört. Den Tag beendete ich schliesslich im Dampfbad der Therme Wien.

Mit Bier geht's auch nicht besser gegen den Wind :-)
Letzte Mittagsrast in Trunn, 40 km vor dem Ziel 
Letztes Donau-Bild: Hinter dem Hügel liegt Wien
Ich fuhr links, aber wie im Piktogramm rechts abgebildet (Gegenwind!)
Ein Ende ist immer auch ein Anfang :-)
Fahrrad vor Stephansdom  


Mittwoch, 2. Oktober 2013

Sonne, Wind und Kälte

Kein Vergleich zum Vortag was das Wetter heute betrifft: Sonne satt von Tagesbeginn an - und dazu eine Saukälte. Dabei hatte es noch zu regnen begonnen, als ich gestern abend unter der Dusche. Ein Radfahr-Kollege hatte freundlicherweise meine zum verluften und trocknen aufgehängten Rad-Klamotten in den Schärmen gebracht. Zur strahlenden Sonne gesellte sich heute ein ekliger "Biis-Wind", dank welchem ich heute trotzdem nie so richtig warm hatte. Ich fuhr durchwegs dreischichtig (Thermo-Shirt, Velo-Shirt und Wind-Stopper), dazu Armlinge damit es nicht "in die Ärmel bläst". Ein bisschen wärmer dürfte es schon sein. Im Gegenteil: heute Nacht wird es noch kälter. Für meinen Standort Krems ist sogar leichter Frost angesagt! Mein Schlafsack hat eine "Zulassung" bis -2 Grad. Keine Sorge: zur Not könnte ich jederzeit in den geheizten Aufenthaltsraum wechseln.

Um am morgen noch ein wenig länger im warmen Schlafsack liegen bleiben zu können, habe ich heute nach der kurzen Besichtigung des imposanten Stift Melk noch eine Extra-Schicht eingelegt und habe die 37 Kilometer bis Krems abgespult. 37 Kilometer heisst etwas mehr als 1.5h näher an Wien zu sein und dadurch weniger Zeitdruck, erst den Nachtzug (für Samstag auf Sonntag) zu buchen und dann ein gemütliches Hotel zu suchen. Wobei abgespult ist der falsche Ausdruck: genossen trifft es da schon eher. Die Sonne stets im Rücken hat sie die herrliche Wachau und ihre Rebberge und Obstplantagen in eine schöne Abendstimmung versetzt:


Auffallend ist, dass die Sonne mit jedem Tag nun merklich früher untergeht - auch weil ich mich immer weiter Richtung Osten bewege. Für heute sind dies gemäss http://www.sunrise-and-sunset.com/de/osterreich folgende Zeiten (in Linz war ich gestern, in Passau vorgestern):


Gestern ging die Sonne in Linz um 18:41 Uhr unter. Das heisst, zu den 2 Minuten kommen noch 5 Minuten hinzu, weil ich mich 1.33 Längengrade gegen Osten verschoben habe. Aus dem Geographieunterricht ist mir noch geblieben, dass theoretisch pro 15 Längengrade die Uhr eine Stunde umgestellt werden muss. (Kontroll-Rechnung: 1.33 / 15 * 60 Minuten = 5.23 Minuten).

Radler-Raststätte
Der Herbst steht vor der Tür
Stift Melk 
Aussicht vom Stift Melk Richtung Westen (Ybbs, Pöchlarn)

Mein nächstes Velo ;-)
Strecke: Linz, Mauthausen, Grein, Persenbeug, Melk, Krems. Distanz: 145 km. Datum: Mittwoch, 2. Oktober 2013.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Unangenehme Tagwache

Heute morgen wurde ich etwas unsanft aus den Träumen geholt: "Hallo, aufmoch'n bitt schen!" (Oder so ähnlich, so genau mag ich mich nicht mehr erinnern - es war grad eben hell geworden ....). Ich wusste sofort, wer da etwas von mir wollte. Es war die Dame vom Campingplatz, die die Zeltplatzgebühren verlangte und ziemlich in Eile war, weil sie auf den Bus musste. Zeltplatz-Preller? Nein, es war vielmehr so, dass es sich hier eher um eine "Liegewiese mit Duschmöglichkeit" handelte. Entsprechend ist die Reception nicht durchgehend besetzt, sondern erst ab 18 Uhr bis 21 Uhr. Ich war um ca. 17 Uhr angekommen. Für Zelt aufstellen und duschen benötigte ich so knapp ein Stunde. Als ich um kurz nach 18 Uhr nochmals bei der Reception vorbeischaute, war immer noch keine Bezahlung möglich. Getrieben vom Hunger - hatte seit der Knödelpfanne zur Mittagszeit nichts mehr gegessen - lief ich dann los Richtung Stadt.

Da klopft also "frühmorgens" jemand ans Zelt und will Geld von mir: die 8€ zahlen und die Dame kann auf den Bus. Doch ich finde mein Portemonnaie nicht auf Anhieb. Verspreche, den geschuldeten Betrag in den Briefkasten zu werfen. Währenddem wettert sie. Ich schnappe Sequenzen auf wie: "zuerst die Flut, und das sowas", "wir müssen voll arbeiten, sonst reicht's nicht", "um halb fährt der Bus", "Blacky". Die Frau geht. Ich habe ganz andere Sorgen: ich finde mein Portemonnaie nicht mehr. Rechte Zelt-Innentasche: nein. Rucksack: auch nicht. Links Innentasche: Fehlanzeige. Zeltboden: nix. Dabei habe ich mir doch angewöhnt, Dinge immer am gleichen Ort zu verstauen, genau um solche Sachen zu verhindern. Offenbar nicht am Abend davor. Ich beginne zu grübeln, wo es denn sonst noch sein könnte. Vielleicht liegt es am nahen Flussufer, wo ich am Abend davor noch ein Bier getrunken habe. Ich schaue nochmals in die Zelt-Innentasche zu meiner Rechten (auf dem Bauch liegend gesehen): aha, da hat es versteckt und unnötigerweise für Spannung und Hallo-Wach-Effekt gesorgt. Ich jucke noch im Pyjama aus dem Zelt, eile Richtung Reception, höre jedoch nur "Blacky-Blacky"-Rufe, sehe leider nicht, von wo diese abgegeben werden. Ohne Kontaktlinsen sehe ich herzlich wenig. Mangels Wechselgeld werfe ich schliesslich einen 10€-Schein in den Briefkasten. Zurück beim Zelt packe ich meine Morgen-Toilette-Sachen und erledigte selbige und höre dabei immer wieder diese "Blacky"-Rufe. Danach sehe einen schwarzen Hund auf eine Dame zu rennen. Das muss Blacky sein.

Ob die Dame nun den Bus wegen mir oder ihrem Vierbeiner verpasste, sei dahingestellt. Jedenfalls ging mir der Vorfall noch einige Zeit durch den Kopf. Ich kam zum Schluss, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn ich am Abend davor mehr als nur ein paar Minuten gewartet hätte und energischer versucht hätte zu bezahlen. Unterzuckert denkt sich's halt schlecht! Keine neue Radtour-Erfahrung ;-)

Leider spielte heute das Wetter nicht so richtig mit. Denn bzgl. Landschaft (Donauschleife Schlögen), Streckenverlauf (direkt dem Fluss entlang), Strassenqualität (durchwegs asphaltiert) und Verkehr (erst kurz vor Linz) war dies die bislang mit Abstand schönste Etappe. Erst lieferte ich mit einem Donau-Ausflugsschiff ein "Rennen", welches ich knapp für mich entscheiden konnte :-) Ich hatte auch ideale Voraussetzungen: super Asphalt, gerade Strecke, kaum Gegenwind. Wenn's nur ein paar Grad wärmer gewesen wäre. Zweistellige Temperaturanzeigen wurden heute morgen nicht registriert, dazu gab's einen bedeckten Himmel. Trotzdem sieht mein Kopf aus wie eine rote Christbaum-Kugel. Bin ja mal gespannt, wie dies morgen ausschaut: für meinen Standort Linz sind 9.8h Sonnenscheindauer vorausgesagt ...

Praktisch: diverse Werkzeuge für den Touren-Radler
Solche Ladestationen gibt es auf dem Donauradweg vermutlich mehr als Erdgas-Tankstellen im Kt. AG (11)
Grenzkontrollen gibt's schon einige Jahre nicht mehr :-)
Schmuggler aufgepasst, hier wird's ernst ;-)
Donau kurz nach Grenze zu Österreich
Perfekter Radweg (irgendwo nach Schlöger-Schlinge): Schade, spielte das Wetter nicht mit
Drei-Gänger-Velo, zwei Körbe (ja, sitzt jeweils ein Hund drin), Tramper-Rucksack, deutliche Acht im Hinterrad
Linzer-Torte auf dem Linzer Hauptplatz

Strecke: Passau, Obernzell, Schlögen, Aschach, Feldkirchen, Linz. Distanz: 105 km. Datum: Dienstag, 1. Oktober 2013.