Sonntag, 31. August 2014

Unterwegs zuhause

Gestern beim Frühstück im Hotel in Bourg Saint Maurice kam mir die verwegene Idee, bis nach Genf zu radeln um einen Stopp zu Hause zu machen. Schliesslich hat Genf eine direkte Zugverbindung mit Aarau und ich wäre in bloss etwas mehr als zwei Stunden daheim. Diese Idee mag auf den ersten Blick etwas komisch daher kommen, bieten aber einige Vorteile: Wäsche waschen mit Waschmaschine, eigenes Bett, auffüllen von Isostar-Tabs und des Vorrats an Mini-Biberli, sowie dem Sparen von 50-80€ für eine Hotelübernachtung, etc. Ebenfalls hätte ich einen richtigen Computer mit schneller internetverbindung zur Verfügung, mit welchem ich die notwendigen Arbeiten für die Webseite hockeyfans.ch rationeller erledigen könnte. Hintergrund: zusammen mit zwei Kollegen betreiben ich die grösste Eishockey-Webseite der Schweiz und am ersten September - also morgen - sollte die mobile Version live gehen. Mit einem PC ginge das viel besser als mit dem iPad mit der wackeligen und teuren Internetverbindung via Handy. 

DAS Argument dagegen brachte ein Radler aus Schottland, mit dem ich ein bisschen quatschte im Aufstieg zum Comet de Roseland: In den Ferien denke man erst am letzten Tag an Zuhause, nicht schon mittendrin. Es brauchte seine Zeit, bis dieses Argument die anderen Gründe zu überwiegen begann. Sogar im letzten Aufstieg des Tages kam noch ein weiteres potentielles pro-Argument dazu: das Hinterrad. Es machte vermeintliche Schleifgeräusche an der Bremse. Zeigte also der rauhe französische Strassenbelag mit dessen Schlaglöchern doch noch seine Wirkung in Form einer Acht. Mit grosser Sorge kurbelte ich den Rest des Col des Aravis hoch - stets mit Gedanken, wie ich über Wochenende an ein neues, steiferes Hinterrad gelangen sollte. Auf der Passhöhe angekommen dann als erstes der Check des Hinterrads. Alles im grün-gelben Bereich. Auf der kühlen Abfahrt nach La Clusaz ratterte es im Kopf, so dass ich mich schliesslich für einen Ruhetag und gegen das traute Heim entschied. Ich buchte zwei Übernachtungen in Annemasse in der Nähe von Genf. Man weiss ja nie ...

Genau! Ich sitze nun doch im Zug nach Aarau. Ich habe nämlich feststellen müssen, dass ich schlecht vorbereitet bin für die Live-Schaltung der mobilen Webseite und es nur mit dem iPad fast nicht möglich wäre. Sei's drum - so verbringe ich halt den Ruhetag mehrheitlich im Zug anstatt in Genf rumzulaufen. 

Ach ja, Velo gefahren bin ich auch noch gestern Samstag. Die Route führte ab Bourg St. Maurice erst weiter der Grande Route des Alpes entlang über die Pässe Comet de Roseland (fantastische Bergwelt) und Col des Saisies (auch schön). In Flumet begann der letzte Anstieg des Tages hinauf zum Col des Aravis, dessen umgebenden Berge an die Dolomiten erinnern.


Comet de Roseland

Lac de Roseland

La Giettaz am Col des Arivis

Selfie in Flumet 



Logbuch Samstag, 30. August 2014

Sterne: ****
Start: Bourg St. Maurice, Savoyen, F - 800m
Ziel: Annemasse, Hoch-Savoyen, F - 400m
Distanz: 136 km
Fahrzeit: 6h05
Höhenmeter: 2925m
Energieverbrauch: 3400 kcal
Wetter: sonnig mit Wolken, 12-26 Grad
Highlight: Landschaft am Comet de Roseland
Lowlight: Schaltprobleme und quietsch-/knarrende Geräusche (vom Sattel?)
Form: Ruhetag kommt grad gelegen ;-)
Fazit: schöne, aber anstrengte Alpenetappe


Freitag, 29. August 2014

Bergübersetzung und Wetterglück

Der Tag begann schlecht. Zum einen hiess es wieder bregauf ohne einfahren - 1600 Höhenmeter am Stück notabene. Zum anderen spinnte meine Schaltung. Auf ersteres konnte ich mich einstellen und geschieht mit Absicht. Letzteres kam leider auch nicht ganz überraschend. Schon beim Start in Lugano ratterte die Kette über die Ritzel. Und ich drehte dauernd an den kleinen fummeligen Rädchen um mehr oder weniger Spannung im Schaltkabel zu haben. Doch es half nichts. Mal waren die hohen Gänge ok, mal die tiefen. Die Schaltung hatte sich verstellt. Dabei war ich vor Abreise extra noch auf eine kurze Probefahrt im Regen gegangen mit der neuen bergtauglichen Übersetzung. Mario - ein Kollege von Pro Cycling Aarau, der im gleichen Gebäude arbeitet wo ich wohne, sah mich im Keller und meinte nur, ich sei ja wasserdicht. (Vielleicht dachte er auch, ich sei nicht ganz dicht :-). Sei's drum. Ich steh also am Anfang einer heftigen Steigung und kann nicht auf die kleinste Übersetzung wechseln.

Rad umkehren: Denn hinten am Schaltwerk gibt es noch ein zweites Rädchen. Das vordere beim Lenker hat offenbar keinen Einfluss mehr. Systembedingt vermutlich - die Lenkertasche drückt doch ordentlich auf das Schaltkabel. Ich konnte das Problem einigermassen in den Griff kriegen. Die tiefste Übersetzung klappte, was ok ist und der heutigen Topografie angepasst. Grosse Gänge brauchte ich heute definitiv nicht. Verfahren konnte ich mich auch nicht. Lange rauf (Col de Mont Cenis), kurz runter und rechts Richtung Col d'Iséran hoch. Dann fast 2000 "Tiefenmeter" über 40 Kilometer bergab rollen bis ins Hotel in Bourg Saint Maurice. 

Der Tag begann zwar schlecht, wurde aber immer besser, gar einer der in den Velo Top 10 findet. Auch weil der vom Wetterradar vorhergesagte Regen am Iséran ausblieb und die Beine was hergaben. In der Auffahrt waren die Strassen zwar nass, doch die dafür verantwortlichen dunklen Wolken, welche ich von unten noch mit Bangen erblickte, hatten wieder der Sonne Platz gemacht, als ich durchfuhr. Geduscht wurde erst im Hotel - warm und mit Absicht - während es draussen zu regnen begann ...

Im Hintergrund die Staumauer vom Mont Cenis Stausee 

Nebelschwaden am Col de Mont Cenis

Hannibal trieb seine Elefanten über diesen Pass - ich nur mein Velo

Col d'Iséran

Ich und nicht mein Velo 

Die Luft ist schon ganz dünn - beim letzten Kilometer-Stein am Iséran in fast 2700 m Höhe 



Logbuch Freitag, 29. August 2014

Sterne: ****(*)
Start: Susa, Piemont, I - 500m
Ziel: Bourg-Saint-Maurice, Savoyen, F - 800m
Distanz: 119 km
Fahrzeit: 5h40
Höhenmeter: 3221m
Energieverbrauch: 4200 kcal
Wetter: bewölkt, mit vielen sonnigen Abschnitten. 12-25 Grad
Highlight: Wetter und Strecke, insbesondere die 40 km lange Abfahrt vom Iséran und fast 2000 "Tiefenmetern"
Lowlight: gibts nicht 
Form: sehr gut
Fazit: ein super Tag, auch dank dem Wetter. Das Gewitter kam erst 30 Minuten nach Ankunft



Logbuch Montag, 1. September 2014


Sterne: *** - inkl. 1*-Abzug wegen Bise
Start: Annemasse, Hoch-Savoyen, F - 400m
Ziel: Malbuisson, Dep. Doubs, F - 890m
Route: Chevrier, Gex, Col de la Faucille, Morez, Bellefontaine
Distanz: 150 km
Fahrzeit: 5h55
Höhenmeter: 2050m (min/max Höhe: 345m - 1320m)
Energieverbrauch: 3160 kcal
Wetter: bewölkt mit Sonne, ecklig-kalte Bise, 10-18 Grad C
Highlight: Lac Léman-Panorama am Col de la Faucille 
Lowlight: verd**** Gegenwind
Form: zum Glück war gestern Ruhetag
Fazit: Zwiespältig - leider wurde die eigentlich schöne Etappe getrübt durch den Gegenwind





Donnerstag, 28. August 2014

Gedanken zu Wetter-Vorhersage und Höhenmetern

Da kann ich ja gleich auf einen Ameisenhaufen sitzen. Den Regenschauer heute morgen war so nicht vorhergesehen:


Zur Verteidigung der obigen Vorhersage sei erwähnt, dass es nur eine kleine Regenzelle war, durch die ich hindrurch fahren musste. Links und rechts davon blieb es trocken. Dabei hatte ich noch bedenken heute morgen, weil meine Radhose und Trikot nicht ganz trocken wurde. So richtig trocken wurde es nie. Bald wurde das Regennass durch Schweiss ersetzt. So richtig tüppig war es heute. Aber nicht schwülwarm, wie man es von einem Sommer kennt, sondern eher auf der frischen Seite. Ich weiss nicht was besser ist, Regen vorhergesagt und kein Regen und die Vorfreude futsch - oder Sonne in Aussicht und dann kalt geduscht. Tendenziell wohl ersteres, weil es eine "positive Richtung" hat. Lieber Regenkleider dabei, die man nicht braucht. Aber auf einer mehrtägigen Velotour ist man eh für (fast) jedes Wetter gerüstet. Also spielst eigentlich keine Rolle. Blöd wäre nur, wenn man aufgrund der Prognose einen Ruhetag "vergeuden" würde. 

Begrüsst wurde ich heute morgen noch vor der zweiten Dusche mit einer schönen 10+%-Rampe ohne auch nur einen Meter einzurollen. Dann das Intermezzo mit dem Regen und zahlreichen Kleiderstopps. Einen kleinen Umweg kostete mich das Wetter ebenfalls. Doch immerhin hielten sich dadurch die Navigationshalte in Grenzen, weil ich einer Hauptstrasse folgen konnte. Ab Einfahrt ins Susa-Tal wurde es eh einfacher - und es wird einfach bleiben. Auf Passstrassen kann man sich nicht gross verfahren. Dafür werden die Höhenmeter-Konsultationen zunehmen: noch 700 Höhenmeter (2 mal Salhöhe), noch 400 hm (Schafmatt), noch einmal Staffelegg (250 hm) und noch 50 hm (Däniken Dorf - Eich). Ebenfalls hoffe ich auf bessere Fotosujets als heute. Da kann man immer so schön verschnaufen :-)


Wasserautomat in Nole

Mittagsrast

Energiegel

Susa in Tanzlaune

Mittwoch, 27. August 2014

Logbuch Mittwoch, 27. August 2014

Sterne: *** (von 5)
Start: Lugano, TI, CH - 300m
Ziel: Viverone, Piemont, I - 230m
Distanz: 141 km
Fahrzeit: 5:05h
Höhenmeter: 850m
Energieverbrauch: 2900 kcal
Wetter: Sonne, 22-31 Grad C
Highlight: endlich Sommer!
Lowlight: alle 5 km halten zum navigieren
Form: noch etwas schwere Beine - vom Alpenbrevet?
Fazit: schöne, flache Einführungsetappe mit den Bergen stets vor Augen






Nie oben ohne

Am Abend davor hatte ich noch nicht daran gedacht. Am frühen morgen erst recht nicht. Auch nicht auf dem Weg zum Bahnhof. Im Zug hatt ich anderes zu tun. Beim Umziehen auf der Bahnhofstoillette kam es mir auch nicht in den Sinn. Auch noch nicht beim Proviant kaufen im Bahnhofshop. Erst als ich losfahren wollte, dachte ich: he, da fehlt doch was. Etwas rotes. Genau - ich habe den Helm vergessen! Na toll, soll ich jetzt wieder 2 mal drei Stunden Zug fahren um den Helm zu holen. Der Radtag wäre gelaufen. Zum Glück konnte ich wieder klar denken - heute ist Werktag und an solchen Tagen haben die Läden offen. Also kurz schauen, wo es denn den nächsten Athleticum oder SportXX gibt. Etwas ausserhalb von Lugano fand ich schliesslich meine neue Nussschale.

Das wars an aufregender Action heute. Den Rest des Tages beschäftigte ich mich mit Velo fahren und viel, zu viel navigieren. Ich kann mir kaum 5 Kilometer Karte merken. Immer und immer hielt ich an und konsultierte die ViaMichelin-App. Der Norden Italiens ist sehr dicht besiedelt. Entsprechend viele Strassen und Nebenstrassen gibt es. Der führte mich quer durch die Lombardei ins Piemont, vorbei an endlosen Reisfeldern. Mal auf idyllischen, einsamen Nebenstrassen. Gerade so viel leider auch auf Hauptstrassen. Steter Begleiter war die Sonne. Ab Streckenhälfte kamen auch die italienischen Seealpen ins Blickfeld, die immer grösser, beeindruckender und imposanter wurde, je näher ich dem heutigen Tagesziel Viverone am gleichnamigen See kam. 








Aussenrum


Nach dem Luxus von Gepäcktransport, Routenplanung und Hotelreservierung, den ich auf der Euroride diesen Mai genossen habe, bin ich nun auf eigene Faust unterwegs. Alleine unterwegs sein heisst, keine zwei Velohosen zum wechseln, keine richtigen Schuhe mit harter Sohle, Pause machen wann ich will, kein Pasta-Zwang und vor allem das Gepäck selbst transportieren. Reduktion auf das Wesentliche ist das Motto. Reichen zwei paar Unterhosen (eine wiegt immerhin 60g), oder reicht gar eine einzige, die man über Nacht trocknen lassen kann? Da ich kein Nacktschläfer bin, müssen es zwingend zwei sein. Die gleiche Entscheidung traf ich auch bei den T-Shirts (160g/Stück). Mit dem Verzicht auf ein eigenes Handtuch und Duschmittel kompensiere ich diesen "Luxus". Mein Gepäck wiegt nun alles inklusive, also mit Taschen und allen Kleidern etwas über sieben Kilogramm. Davon sind stets ca. 1.5 kg am Körper. Die Schuhe wiegen knapp 800 Gramm. Die normalen Kleider für am Abend und zum zmorgen Essen wiegen weniger als die Radklamotten. Macht Sinn, denn in den nächsten zwei Wochen werde ich vermutlich mehr Zeit auf dem Rad verbringen. 

Geplant ist eine Rundtour "aussenrum" im Uhrzeigersinn um die Schweiz, ohne Grenzkontakt und mit (immer noch) teuren Roaminggebühren. Da auf der Alpennordseite der Herbst Einzug gehalten hat, starte ich meine Tour, wo man kurz-kurz fahren kann. Ich reise mit dem Zug nach Lugano und überschreite bei Stabio die Grenze. Das Tagesziel heute heisst Viverone südlich von Biella. Die 120 km sind mehrheitlich flach. Morgen dürfte es etwas hügeliger werden den "italienischen Voralpen" entlang oberhalb Turin. Dann wird es bergig: Col de Mont Cenis und Col d'Iseran, den ich von anderen Seite kenne von der letzten Tour. Bonneville lautet ein weiterer Etappenort in den Alpen, bevor ich dem Jura entlang radle auf französischer Seite. Der deutsche Teil bis ans Ende des Bodensees wird wieder flach. Mit der darauffolgenden Silvretta-Hochalpenstrasse und vermutlich dem Stilfserjoch wird es genügend Höhenmeter geben in der Folge. Das Veltlin und der Comersee bilden den flachen Abschluss. 





Montag, 25. August 2014

Alle Jahreszeiten, nur kein Sommer

Sommer, wo bist du? Letzten Samstag am Alpenbrevet hast du dich wieder grossartig versteckt. Dafür hast du den anderen Jahreszeiten den Vortritt gelassen: nebliger Herbst am Grimselpass, wärmende Frühlings-Sonne im Rhône-Tal und über den Nufenenpass und Winter am Susten.

Das Rütteln über die alte Tremola am Gotthard wurde erschwert durch einen unangenehmen kalten "Anti-Föhn", der von der Passhöhe hinunter wehte. Nach überschreiten derselben zog heftiger Nebel auf. Der Wind hingegen blieb. So macht keine Abfahrt Spass. Umso mehr freute ich mich auf die lange, kurvenreiche und flowige "Schlussabfahrt" vom Sustenpass. Doch vom Herbst kamen wir direkt in den "Winter". Der Reihe nach ... Die paar Regentropfen die Schöllenenschlucht hinunter störten kaum. Auf der Auffahrt hatte ich andere Probleme als das Wetter. Der Herzschlag wurde immer langsamer, gleichzeitig sank die Steigrate von 900-1000 Hm/s auf etwa 700-800. Der Susten zog sich in die Länge. Hatte ich wieder zuwenig gegessen? Offenbar neigten sich die Kohlenhydrat-Speicher dem Ende zu und mein Körper stellt immer mehr auf Fettverbrennung um.

Das waren aber nur sekundäre Probleme. Denn auf der anderen Seite des Scheiteltunnels regnete es. Mit ein paar Grad Celsius weniger hätte es gar geschneit. Noch nie hatte ich mich mehr auf einen warmen Kaffee gefreut - Danke Cervo Rosso. Dicht gedrängt unter einem kleinen Vordach schlürfte ich den Kaffee neben anderen schlotternden Radfahren. Danach trank ich noch eine heisse Bouillon und ass ein bisschen Schokolade. Der Regen liess langsam nach. Ich wagte mich auf die kalte Abfahrt. Keine Spur mehr von der Vorfreude auf Rollen lassen. Lieber wäre ich noch ein bisschen nach oben gefahren. Die Finger klamm, der Körper schlotternd und das Rad zitternd "bremste" ich mich nach unten. Am Rand sah man immer wieder Leidensgenossen stehen mit verschrenkten Armen um die eiskalten Finger aufzuwärmen. Ich freute sich über jedes Zehntel-Grad Temperaturanstieg. Doch viel zu freuen gab es nicht. Lange blieb die Temperatur unter 5 Grad. Nur die letzen 300 Höhenmeter hinunter nach Innertkirchen konnte ich einigermassen geniessen. Die Finger waren nicht mehr so kalt und die Strassen relativ trocken. Die Temperatur hingegen blieb einstellig, aber näher bei 10 als bei 0 Grad. Immerhin. Dann noch den "Mückenstich" Aareschlucht (90 Höhenmeter) und nach Meiringen rollen - und schon war der ganze Spuk vorbei.

Um ein bisschen Sommer zu haben, hätte man in Airolo rechts abbiegen sollen - 100 Kilometer und fast 2000 Höhenmeter wäre der Preis dafür gewesen.

Kurz vor dem Start in Meiringen  
Kein Schweiss, sondern kondensierter Nebel

Einmal volltanken bitte - Isogetränk aus der Giesskanne auf dem Grimsel.

Nebel und Regen auf der Sustenpasshöhe

Kaffee!


Montag, 18. August 2014

Am dritten Tag essen sie alle Pasta

Ein Fazit von der Euroride mit GustiZollinger.

Disclaimer - Bevor ich mich der Zukunft widme, muss ich blog-technisch erst noch die Vergangenheit verarbeiten. Dieser Blog-Eintrag habe ich in der Woche nach der Euroride geschrieben und seitdem nicht mehr berührt. Eigentlich wollte ich ihn noch fertig schreiben ... doch zuviel Stand in diesem "Sommer" auf dem Programm.

Statt surrender Freiläufe, pfeiffendem Fahrtwind und keuchenden Mitradler vernimmt man durch die alte Aarberger Holzbrücke plötzlich die Blaskapelle Seeland. Plötzlich ist's also vorbei nach über 2000 Kilometern und 75 Stunden im Sattel. Lange einstellen konnte man sich nicht. Nach Mont Ventoux, Alpe d'Huez, Col de la Croix de Fer und Col de la Madeleine innert nur einer Woche blieb nicht viel Zeit für anderes, Velo fahren, essen, schlafen und trinken. Bis zuletzt war man voll im Trott drin: Aufstehen, auf Toilette gehen, Morgenessen reindrücken, wieder Toilette (was man mehr ist, muss auch wieder raus :-), Sonnencreme einschmieren, Velokleider anziehen, Koffer packen und verladen, Velo holen, Flaschen füllen und los fahren. Auch unterwegs blieb nicht viel Zeit für anderes als für das wesentliche, dem Velo fahren. Die Pausen waren kurz. Für Fotos blieb kaum Zeit, die Landschaft zu geniessen auch. Alles musste vom Sattel aus erledigt werden - ausser dem Flaschen füllen und Blase leeren. Kündigte sich eine Pause an, musste man sich genau überlegen, was man alles erledigen wollte. Schade - denn nur um anschliessend eine Stunde mehr im nicht immer besten Hotel rum zu hocken und hungrig auf das Nachtessen zu warten, dafür lohnte sich sich das Gehetze nicht.

Alles war auf das Velo fahren ausgelegt. Die Mittagshalte perfekt durchorganisiert. Die Kaffeehalte eher kurz und effektiv als ausgiebig und entspannend. Nach der Ankunft blieb zwar aufgrund des hohen Tempos genügend Zeit für Trikot waschen und Sonnencreme abduschen, aber so richtig verarbeiten konnte man das Erlebte irgendwie nicht richtig. Auf das Zimmer zurück zu ziehen wollte ich mich nicht. Schliesslich ist man mit 40 anderen Gleichgesinnten unterwegs, da hat man sich doch etwas zu erzählen. Doch irgendwie drehten sich Gespräche bei "Feierabend-Bier" stets um die gleichen Themen und waren recht oberflächlich. Normalerweise bin ich alleine unterwegs. Da kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und auch mal das Notizbuch hervor nehmen um ein paar Sachen aufzuschreiben, die mir während dem Tag so durch den Kopf gingen.

Doch nun zum Positiven, dem Wetter: Das war sensationell! Nicht zu heiss, genügend Sonnentage für Rändli an Oberarmen und Beinen und praktisch nie Regen. Obwohl der Wind meist von vorne blies, war er unser Freund. Er vertrieb die Regenwolken stets von uns weg. Wer 2000 Kilometer im Sattel hockt und davon nicht mal 50 km nass wird, dem ist der Wettergott hold. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo es zwei Tage zumindest nicht geregnet hatte. Einige Teilnehmer der 15. Euroride fuhren dieses Jahr denn auch nur mit, um zu sehen, wo sie letztes Jahr durch den Regen gefahren sind.

Von den zweimal Pasta essen pro Tag hat sich mein Magen gut erholt. Auch wenn ich mich am Anfang noch dagegen wehrte, ass ich am dritten auch Tag schliesslich auch das Radler-Menü schlechthin - obwohl es glaub aus physiologischer und ernährungstechnischer Sicht nicht das optimale ist, die Verdauung mitten in der Belastung mit einer "richtigen" Mahlzeit zu belasten - normalerweise es ich unterwegs nur flüssig oder spezielles "Kraftfutter" (Riegel, Iso-Zeugs, ...). Doch irgendwie gehörte es  halt dazu und hatte durchaus auch einen gruppendynamischen Effekt.

Tägliches Ritual - Pasta futtern bis zum abwinken. Diese waren ausnahmsweise nicht verkocht.
Unsere Gruppe vor dem Blanc Massiv 
Am Mont Ventoux