Freitag, 29. Juni 2012

29. Juni: Murg - Sarnen



  • Start: Murg SG, 420 M.ü.M.
  • Ziel: Sarnen OW, 470 M.ü.M.
  • Route: Murg, Näfels, Netstal, Pragelpass, Mutoatal, Oberschönenbuch, Brunnen; Brunenn - Beckenried mit Schiff; Beckenried, Stans, Ennetmoos, Kerns, Sarnen
  • Distanz: 93 km
  • Fahrdauer: 5:30h
  • Schnitt: 17 km/h
  • Maximal-Geschw.: 51 km/h
  • Höhenmeter: 1500 Hm
  • Wetter: sonnig, sehr warm, noch wärmer als gestern

Donnerstag, 28. Juni 2012

Tag 20: Die Schweiz ist umrundet ...

... was nun noch folgt, ist ein Besuch beim geografischen Mittelpunkt der Schweiz: der Alggiälp oberhalb Sachseln. Die Strasse ist steil, verdammt steil: 20% und mehr gemäss Quäldich.de. Daurm werde ich in Sachseln zwei Tage bleiben und ohne Gepäck auf die Alp keuchen. Wie ich dorthin komme, ist noch nicht ganz fix. Der Weg zurück nach Aarau auch nicht.

Doch das wichtigste heute ist: ich habs geschafft. Die Schweiz ist umrundet. In den letzten 16 Tagen sass ich an 12 Tagen für Total ca. 65 Stunden auf dem Sattel, fuhr gut 1250 km und bewältigte fast 14'000 Höhenmeter.

Es machte Riesenspass, die Schweiz so kennen zu lernen. Die wechselnden Dialekte und Sprachen. Von Deutsch mit dem "coolen" Bündner Dialekt, dem "nasalen" Ostschweizer, via Schafhuuser zu den Bebbis und schliesslich ins Welschland. Sorry, hier konnte ich keine Dialekte mehr unterscheiden. Ich war froh, wenn man mein Anliegen einigermassen verstand. In Brig dann haben sie mich verstanden, ich sie aber nur mit Mühe. Dann musste ich mich zwei Mal mit italienisch rumschlagen. Wobei, Locarno ist sowas wie das Mallorca der Schweiz: man spricht und versteht deutsch. Am Lago di Como und im Bünderischen Bergell spricht man italienisch. Damit ist Graubünden der einzige Kanton, in dem drei Landessprachen gesprochen wird. Denn ab Maloja wird rätoromanisch und in Zernez sprach man bereits wieder Deutsch. An jenem Tag (gestern) habe ich also nicht nur die Wasserscheide Mittelmeer - Schwarzes Meer überquert, sondern auch drei Sprachregionen durchquert. Überhaupt war ich an keinem Tag in nur einem einzigen Kanton, ausser von Disentis nach Chur. Das war aber noch vor der eigentlichen Umrundung.

Bevor ich den Kreis schliessen konnte, muss ich mich zuerst auf das Dach der Tour, dem Flüelapass auf 2383 M.ü.M., hieven. Der Flüelapass ist ganz schön anstrengend. Es gibt nur ein relativ kurzes, flacheres Stück im Mittelteil (4% - alles ist relativ). Starten tut er mit 10% und mehr. Und am Schluss, wo die Luft dünner und dünner wird, sind es auch noch 7-8%. Gegen Schluss ging mir fast ein wenig die Puste aus. Die dünne Luft machte mir zu schaffen. Ich glaub, auf dem einen Foto sieht man mir an, dass ich ziemlich kaputt bin. Danach hiess es, fast 2000 Höhenmeter bergab bis in Rheinebene radeln bei sommerlich warmen Temperaturen. Gestoppt habe ich in Murg, wo ich direkt am Walensee mein Zelt aufstellte.

Flüelapass auf ca. 2000m 
Flüelapass, knapp oberhalb Baumgrenze
Man kann noch Ski fahren am Flüelapass :-)

Seitental auf ca. 1900m
Schade, hat der Ostschweizer, der das Foto machte und selber auch Pässefahrer ist, das Passschild nicht mit drauf genommen :-(
Walensee bei Murg



28. Juni: Zernez - Murg



  • Start: Zernez, 1750 M.ü.M.
  • Ziel: Murg SG, 420 M.ü.M.
  • Route: Zernez, Susch, Flüelapass, Davos, Klosters, Landquart, Bad Ragaz, Sargans, Mels, Flums, Walenstadt, Murg
  • Distanz: 115 km
  • Fahrdauer: 5:49h
  • Schnitt: 20 km/h
  • Maximal-Geschw.: 54 km/h
  • Höhenmeter: 1200 Hm (Bergab: 2500m, fast durchgehend von 2400 auf 400!)
  • Wetter: sonnig, sehr warm

27. Juni: Sorico (I) - Zernez


  • Start: Sorico (I), 200 M.ü.M.
  • Ziel: Zernez, 1750 M.ü.M.
  • Route: Sorico (I), Chiavenna (I), Maloja, Sils, Silvaplana, St. Moritz, Samedan, Zuoz, Zernez
  • Distanz: 110 km
  • Fahrdauer: 6:09h
  • Schnitt: 18 km/h
  • Maximal-Geschw.: 54 km/h
  • Höhenmeter: 1750 Hm
  • Wetter: wechselnd bewölkt, mehrheitlich sonnig, warm

Tag 19: Pass ohne Abfahrt

Der Malojapass ist doof. Nach getaner Arbeiter darf man sich nicht auf einer tollen Abfahrt erholen. Von Sorico am Lago di Como auf 200 geht es auf über 1800 Meter über Meer - und bleibt erst mal auf dieser Höhe bis St. Moritz. Erst dort wo auch die Bob-Fahrer in die Tiefe stürzen, verliert man ca. 100 Höhenmeter. Danach ist es wieder flach. Bis nach Zuoz die schöne Abfahrt hinunter nach Zernez beginnt und man weitere 200 Höhenmeter verliert. Hier habe ich mein Zelt aufgestellt, da es (in) "Susch" ein paar Kilometer weiter unten für mich wieder hinauf gehen würde. Morgen darf ich dann die noch fehlende potentielle Energie von ca. 1.5 Mega-Joule vernichten :-) (*)


Trotz fehlender Abfahrt war heute die schönste Etappe. Zuerst die flachen 30 Kilometer bis Chiavenna, wo der Splügen- und Malojapass beginnen, durch morgendliches Sommerwetter zum einrollen. Dann der abwechslungsreiche - sowohl landschaftlich als auch von der Steigung her - Aufstieg zum Malojapass, die Fahrt den malerischen Silvaplaner und Silser See entlang, das Oberengadin und durch die Inn-Schlucht zwischen Zuoz und Zernez. Bob Ross, der kultige Hippie-Landschaftsmaler - hätte die Szenerien nicht schöner malen können :-)


Laggo di Mezzola zwischen Lago di Como und Chiavenna

Kurzer Naturtunnel nach gleich nach Promontogno (bereits CH)

Irgendwo bei der Hälfte des Aufstiegs, wo's etwas flacher ist
Serpentinen-Gruppe vor der Passhöhe - da schlägt jeder Velofahrer-Herz höher: 300 Höhemeter innert 3-4 Kilometer


Kurz vor dem happigen Schlussaufstieg
Geschafft! Das nächste Foto wäre besser, aber da viel gleich vor dem Selbstauslöser das Velo um :-)


Lej da Segl (Silsersee)

St. Moritz

Im Oberengadin bei Zuoz werden Strausse gezüchtet
Bei Zernez

*) entspricht dem noch verbleibenden Höhenunterschied von 1200 Metern einer Masse von 95 + 15 + 15 kg

Dienstag, 26. Juni 2012

Tag 18: Raketenantrieb und andere Antriebe

Die malerische Küstenstrecke zwischen Cernobbio und Sorico dem Lago di Como musste erduldet werden. Durch die Magadino-Ebene nach Cadenazzo war's noch ein gemütliches einrollen. Den Monte Ceneri habe ich mir schöner, sprich v.a. leiser, vorgestellt. (Warum müssen auch Lastwagen darüber donnern?) Ohne Zmorgen im Bauch war das eine kleine Qual. Normalerweise fahre ich immer erst eine halbe Stunde, Stunde, um dann gemütlich an einem schönen Plätzchen zu frühstücken. Dieses Plätzchen wollte heute einfach nicht kommen. Bis Lugano nicht. 45 km nach dem Start durfte ich endlich die vom Packriemen zerdrückten Gipfeli in die halbzerflossene Butter tunken. Nachdem verspäteten Frühstück fuhr ich weiter über Melide Richtung Chiasso und italienischer Grenze. Pflichtstoff bei fast 30 Grad.

Danach folgte die nicht mehr enden wollende Kür. Nicht endent wollend, deshalb, weil es heute so toll rollte und die Landschaft nicht aufhören wollte, von mir bestaunt zu werden. Das ursprüngliche Ziel war Menaggio gewesen. Doch dort war bereits James Bond mit seinem wasserbetriebenen Raketenanzug:

Ein Beiboot pumpt Wasser hoch (schwarzer Schlauch), das über die Düsen für die nötige Gegenkraft sorgt. 
Über einen solchen Antrieb verfüg ich nicht. Heute waren es wieder einmal Biberli, die für einen Teil der Energie-Versorgung des Ketten-Antriebs zuständig waren. (Im Migros Lugano-Paradiso zum halben Preis: 12 Stück für 2 Franken 60 :-) Die Energie-Versorgung klappte heute ganz gut. Ich hatte gute Beine. Nach Menaggio liess ich zahlreiche idyllisch gelegene Zeltplätze aus bis ich schliesslich einen ganz schön gelegenen Camping-Platz direkt am Ufer fand. In Sorico, ganz am nördlichen Ende des Lago di Como.


Zeltplatz-Panorama in Sorico
Die Fahrt dem Como-Sees entlang zähl ich zu den Highlights. Man fährt durch zahlreiche malerische Dörfchen, zum Teil so eng, dass ich keine Autos kreuzen können. Der Hauptverkehr wird meist über die Hauptstrasse etwas oberhalb der Küstenlinie oder durch Tunnels geschleust. Damit Rad-Fahrer, v.a. Rennrad-Fahrer, nicht durch die dunkeln, lauten und gefährlichen Tunnels müssen, existieren um die Tunnels herum bestens ausgebaute Radwege. Sogar mit Picknick-Plätzen an besonders schönen Orten mit Aussicht. 

Brienno

Argengo


Picknick-Platz entlang eines Tunnel-Umfahrung-Radwegs 

Tag 17: Ruhetag

... auch für den Blog ;-)

26. Juni: Locarno - Sorico (I)




  • Start: Locarno, 200 M.ü.M.
  • Ziel: Sorico (I), 200 M.ü.M.
  • Route: Locarno, Cadepezzo, Cadenazzo, Monte Ceneri, Lugano, Melide, Mendrisio, Chiasso, Cernobbio (I), Lenno (I), Menaggio (I), Sorico (I)
  • Distanz: 125 km
  • Fahrdauer: 6:29h
  • Schnitt: 19 km/h
  • Maximal-Geschw.: 59 km/h
  • Höhenmeter: 1130 Hm
  • Wetter: wechselnd bewölkt, mehrheitlich sonnig, warm

Montag, 25. Juni 2012

Tag 16: Simplonpass

Heute morgen wollte ich beizeiten aufstehen. Ich wollte noch bei einigermassen angenehmen Temperaturen den 2000-er Simplonpass bewältigen. Plan: 8 Uhr losfahren. Realität: 8:45 Uhr. Na ja, es ist ja schliesslich Urlaub. In der Nacht kühlte es auf fast 10°C runter. Doch schon bald nach den ersten 100 Höhenmetern musste ich mich der Arm- und Knielinge entledigen. Bald darauf überholte ich einen radelnden Tschechen. Wir plauderten nur kurz. Er war mir zu langsam. Nicht dass ich besonders schnell wäre, aber er fiel fast vom Rad und hatte zu kämpfen. Er fährt von Tschechien aus bis in oder an die Sahara und campiert immer wild. Gestern fuhr er über die Furka, oder den Grimsel? Jedenfalls von der anderen Richtung als ich und mit wohl mit einem Pass zu viel um nach Süden zu gelangen. 

Der Simplonpass ist kein besonderer Leckerbissen für Radsportler. Der erste Teil bis zur Saltina-Schlucht kann man noch auf der alten Strasse fahren, die Napoleon für seine Artillerie bauen liess, und ist relativ schön. Spätestens nach der Ganter-Brücke ist Schluss mit den Nebenstrassen und der Ruhe. Zum Glück war Sonntag und damit relativ wenig Verkehr. Denn der Simplon gilt als Schwerverkehrsroute. Entsprechend ausgebaut ist die Passstrasse. Sie ist gar eine Nationalstrasse - eine der wenigen, auf denen Rad fahren erlaubt ist - aber nicht viel Spass bereitet. Ab Rothwald fährt man mehrheitlich in dunklen, kühlen Galerien. Die Abfahrt auf der anderen Seite ist schön und flüssig. Bis Iselle, wo der Bahntunnel das Licht Italiens erblickt, kann man schön Höhenmeter tilgen. Danach wird's flach und mit Gegenwind, wie bei mir der Fall, mühsam.

Blick von oberhalb Ried ins Rhônetal hinunter
Passstrasse, in der Mitte die "Ganter-Brigga"

Simplonpass - der Pass, mit den höchsten Galerie-Anteil?

Wer genau hinschaut, sieht dass ich die Radler-Hosen etwas weiter oben hatte als sonst ;-)

Stockalper-Turm in Gondo. Gleich links davon kam im Oktober 2010 die verhängnisvolle Hangmure hinunter, bei welcher 13 der 120 Einwohner ums Leben kamen. Man hat das Gefühl, die Felswand ist überhängend und kommt als nächstes runter...
Der Simplonpass hört offiziell in Domodosolla auf. Ganz soweit runter musste ich nicht. Bald nach der Abfahrt beginn wieder ein Aufstieg ins Centovalli, das 500 Höhenmeter höher gelegen nach Locarno führt. Die Auffahrt war anstrengend und mühsam. Es war heiss und ich hatte nichts richtiges zu Mittag gegessen. Nur ein paar Honigwaffeln, die ich noch aus Holland kenne. Das schlimmste war ein steiler Tunnel, der während 1.5 km Steigungen von an die 10% aufwies. Nicht gerade lustig. Ich dachte einfach an etwas anderes. Zum Beispiel an die schöne Abfahrt durchs Centovalli, die ich dieses Frühjahr schon mal gemacht hatte, und an das erfrischende Bad im Lago Maggiore.

Der Zeltplatz "Delta" liegt denn auch gleich am Ufer. Doch dann der Schock: 41 Franken für eine Nacht. In der örtlichen Jugendherrberge kriegt man dafür ein Mehrbett-Zimmer. Ich zögerte kurz, buchte aber nur für eine Nacht. Schon während dem ich unterwegs war, überlegte ich mir, ob ich schon wieder einen Ruhetag einlegen sollte. Ich entschied mich kurz vor der Ankunft dafür. Doch der hohe Preis liess mich wieder zweifeln. Es war ein hin und her bis in den Morgen danach hinein. Ich entschied mich für's bleiben und schob also einen Ruhetag, oder sagen wir, Ferientag ein, den ich mit Bädelen und Sünnelen verbrachte.

Tag 15: Mit Rückenwind das Wallis hochgejagt

Mit famoser Unterstützung vom Freund "Rückwind" bin ich förmlich das Wallis hochgejagt. Geschwindigkeiten von 35 km/h und teilweise mehr erreichte ich auf den z.T. bolzengeraden, breiten Hauptstrassen. Für einmal ist mein breites "Setup" mit Hinterbau-Gepäckträger und voluminösen Gepäcktaschen von Vorteil ;-) So ist es mir leicht gefallen, einen neuen Distanz- und Geschwindigkeits-Rekord aufzustellen: 132 km von Montreux bis Brig-Glis mit einem Schnitt von etwas über 25 km/h. Mit nur einer grossen Pause und einigen wenige Foto-Stopps bin ich quasi durchgefahren. Nur bei einigen Aprikosenbäumen machte ich kurz halt, um mir einige schmackhafte Früchten direkt vom Baum in die Taschen zu stecken. Dass ich davon leicht Bauchweh bekam, geschah mir recht. Ich hätte sie durchaus auch regulär erstehen kennen. An zahlreichen Aprikosen-Verkaufsständen fuhr ich in der Folge vorbei.

Es war eine schöne, relativ ereignislose Etappe. Drum hier nur noch ein paar Impressionen:

Rôhne-Radweg bei Vouvry 
Glaub, das war irgendwo vor Martigny 
Zwischen Riddes und Leytron 
Stockalper-Palast in Brig: Kaspar Jodock Stockalper hatte u.a. das Salzmonopol über den Simplonpass

24. Juni: Brig - Locarno



  • Start: Brig, 700 M.ü.M.
  • Ziel: Locarno, 200 M.ü.M.
  • Route: Brig-Glis, Simplonpass, Gondo, Masera (I), Malesco (I), Re (I), Intrada, Tegna, Locarno
  • Distanz: 104 km
  • Fahrdauer: 6:07h
  • Schnitt: 17 km/h
  • Maximal-Geschw.: 60 km/h
  • Höhenmeter: 1900 Hm
  • Wetter: bewölkt, mit sonnigen Abschnitten, warm

Tag 15: Schuhe reparieren auf 2000 Metern

Mit meinen neuen Fahhrad-Schuhen war ich bislang hochzufrieden. Schön luftig (Sandalen halt), leicht und angenehm, damit zu laufen. Doch leider sind sie von mangelhafter Qualität. Das "Fersenband" hinten reisst aus, so dass sie immer mehr zu Schlarpen werden.
An beiden Schuhen riss das Fersenband.
Den Morgen investierte ich in einen ersten Versuch, die Schuhe zu reparieren. Im örtlichen Coop besorgte ich mich mir Nähzeug und Sekundenkleber. Parallel dazu liess ich die Wäsche trocknen. Zum zweiten Mal notabene. Ich glaub, in der Deutschschweiz war dieses Gewitter noch viel heftiger.
Ich bin auch ein Wäscheständer
Nach der Haushaltstunde fuhr ich die kurze Strecke nach Montreux, diesmal mit dem Velo. Und verpackte mein ganzes Hab und Gut auf das Zügli, das auf den Rochers-de-Naye auf 2000 Meter über Meer empor steigt.
Die 1600 Höhenmeter erspar ich mir (rauf) und meinem Fahrrad (runter).
Auf dem Montreux-Hausberg kann man übernachten. So durfte ich einen der schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens genissen.
Kommentar überflüssig
Dass dabei Deutschland gegen die Griechen den besten der vier Viertelfinals bestritt, störte mich nicht. Zum Fussball-gucken bin und werde ich noch genügend kommen. Zudem war ich dank DAB-Radio und DRS3 immer auf dem laufenden. Da sich die Leimverbindung an den meinen Schuhen wieder löste, griff ich zu Nadel und Faden und flickte mit Musik und dem Kommentator in den Ohren meine Schuhe. 




Tag 14: Ruhetag in Villeneuve

Die Hälfte ist geschafft. Ich gönnte mir gleich zwei Ruhetage in Villeneuve und liess ein wenig die Seele baumeln, bzw. schaute mir ein paar Sehenswürdigkeiten in der Region an.

Am morgen des ersten Ruhetags fuhr ich mit dem Zug (puuh!) Richtung Bex um das Salzbergwerk anzuschauen. Das Velo nahm ich trotzdem mit auf den Zug, um die 4 Kilometer zum Bergwerk hinauf zu radeln. Es war zwar noch morgen, aber bereits so brutal schwül-warm, dass ich komplett durchgeschwitzt war. Doch Merino-Wolle trocknet schnell und stinkt danach nicht. Man kann es problemlos eine Woche tragen, ohne olfaktorisch aufzufallen. Die Führung im Werk selbst war spannend und der Guide wusste viel zu erzählen, über die verschiedenen Salz-Abbau-Methoden von früher und heute und weshalb die in Basel mit ihren Rheinsalinen viel effizienter sind. Das Sels-des-Alpes sei dafür viel reiner, weil es nie mit verschmutzter Luft in Berührung kam, sondern direkt nach der Alpenfaltung im Berg eingelagert wurde. Ich finde, Salz ist Salz und chemisch immer Natrium-Chlorid. Egal ob es aus dem Himalaya kommt, aus den Schweizer Bergen oder aus dem Boden in Schweizerhalle. Marketing ist halt alles und ich schickte ein komplettes Set nach Hause.

Irritierend fand ich, dass der Kanton Waadt ein eigenartiges, nicht ganz verständliches Salz-Monopol inne hat. So muss der Walliser Winterdienst an Bex vorbei fahren und das Salz in Basel holen. So richtig schlüssig erklären konnte es mir der Guide auch nicht. Das sei historisch auch so. Es seien jedoch Bestrebungen im Gange, dies zu lockern.

Die Besichtigung lohnt sich alleine schon wegen der kurligen Fahrt im Bergewerk-Bähnli. Die Stollen sind kaum höher als der Wagen selbst. Zwischen zwei Lampen ist es stock-dunkel, mal kommt eine Abzweigung rechts, mal ein Nische links. Es luftet. Es ist frisch. Es herrschen konstant 17°C - ein lokaler Winzer hat wegen des optimalen Klimas gar einen Weinkeller eingerichtet. Es holpert und knattert. Der Fahrer vorne sitz zusammengekauert in seinem kleinen Führerhaus. So wie in einer Model-Dampfeisenbahn. Mit dem Unterschied, dass hier noch professionell gearbeitet wird.
An den "Bahnhöfen" ist etwas mehr Platz.
Sonst ist möchte man nicht die Hand heraus halten.




Nach einem Bummel durchs mondäne Montreux und ein wenig die Füsse in den See bambeln, besuchte ich das Schloss Chillon. Ein imposantes Schloss inmitten wunderschöner Landschaft. Die Fürsten zu jener Zeit besuchten ihre Schlösser ihre Macht zu demonstrieren. Meist blieben sie nur für ein paar Tage und zogen wieder weiter. Die Möbel nahmen sie jeweils von Schloss zu Schloss mit. Im Chillon blieben jedoch oft mehrere Wochen :-)

Der Vorgänger der IKEA-Möbel? (gelbe Markierung)
Schloss Chillon


Schloss Chillon




Samstag, 23. Juni 2012

23. Juni: Montreux - Brig-Glis



  • Start: Montreux (VD), ca. 400 M.ü.M. (*)
  • Ziel: Brig, ca. 700 M.ü.M.
  • Route: Montreux, Villeneuve, Vouvry, Monthey, Saint Maurice, Martigny, Saxon, Sion, Sierre, Visp, Brig-Glis
  • Distanz: 132 km
  • Fahrdauer: 5:12h
  • Schnitt: 25 km/h (viel Rückenwind!)
  • Maximal-Geschw.: 45  km/h
  • Höhenmeter: 700 Hm
  • Wetter: einfach nur schön!
(* Übernachtung auf dem Rochers-de-Naye, am Tag vorher mit Velo Villeneuve-Montreux, 6 km)

Halbzeit-Bilanz


Die Halbzeitbilanz ist durchwegs positiv. Es macht grossen Spass, durch das Land - oder der Grenze entlang - zu radeln. Alle paar Tage wechselt die Landschaft, die Topographie und die Art wie die Leute reden. Auch das Trek MTB macht eine gute Falle. Nach anfänglichen Problemen mit der Scheibenbremse sind nun diese definitiv vom Tisch. Einzig das Abroll-Verhalten des Hinterreifens macht mir zuweilen etwas zu schaffen. Manchmal bleibt der Reifen fast auf dem heissen Asphalt kleben. In den letzten Tagen nicht mehr so oft, weil es nicht mehr so heiss war und der Belag ein anderer war. 


Die Bilanz in Zahlen:

  • Distanz: 950 km
  • Fahrdauer: 50 h
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 19 km/h
  • Höhenmeter: 10'000 Hm
  • Kalorien-Verbrauch: 40'000 kcal
  • Radtage: 10
  • Ruhetage: 2 (ohne die in Villeneuve)
Auf dem zweiten Teil der Route werde ich nochmals etwa so viele Kilometer zurücklegen, Höhenmeter dürfte es etwas mehr werden. Mit Simplon-, Maloja- und Flüelapass warten einige (fast) Zweitausender auf mich, zwei Mal von "ganz unten". Momentan geplante Ankunft in Aarau wird voraussichtlich am Mittwoch, 4. Juli sein. 

Tag 12: Vom Regen in die Schwüle

Die heutige Flachetappe war nicht besonders toll. Am morgen bis kurz vor Genf wurde meine Regenkleidung einem intensiven Test unterzogen. Bis auf die Regenjacke hatten alle Bestandteile den Test bestanden. Ab Versoix klarte es auf und das Regenwetter wich einer unangenehmen Schwüle. Bei der Routenwahl hatte ich auch nicht ein besonders glückliches Händchen. Bis Genf fuhr ich auf der Hauptstrasse und auf dem Südufer geriet ich zuerst auf eine Art Autostrasse, die ich alsbald verliess um mir den Weg durchs Hinterland zu bahnen. Doch ausgerechnet von dieser Region hatte ich keine Karten auf meinem iPhone installiert und die Netzabdeckung bzgl. Daten war sehr schlecht. So geriet ich auf einen übleren Waldweg, der wohl noch nie einen Tourenfahrer gesehen hat. Durch Thonon-les-Bains verläuft auch kein ausgeschilderter Radweg, ebenso wenig wie durch Evian und danach. Was natürlich nicht stimmte, denn auf meiner Radkarte-Büchli ist eine Route abseits von Hauptstrassen markiert. Doch an diese gedruckte Karte dachte ich in jenen orientierungslosen Momenten nicht. Irgendwie gehen auch solche Tage vorbei und am Schluss des Tages zeigt der Tacho 115 Kilometer, was bisheriger Rekord bedeutet.


Das Zelt schlug ich dann für zwei Tag ein Villeneuve auf. Es ist Halbzeit. Ich gönne mir eine längere Pause von zwei Ruhetagen, ehe es durchs Wallis, über den Simplon und durchs Centovalli ins Tessin geht.
Irgendwo zwischen Genf und Yvoire 

Schönes mittelalterliches Städtchen Yvoire


Töff, komplett aus Bast :-)

Sonnenuntergang in Villeneuve