Disclaimer - Bevor ich mich der Zukunft widme, muss ich blog-technisch erst noch die Vergangenheit verarbeiten. Dieser Blog-Eintrag habe ich in der Woche nach der Euroride geschrieben und seitdem nicht mehr berührt. Eigentlich wollte ich ihn noch fertig schreiben ... doch zuviel Stand in diesem "Sommer" auf dem Programm.
Statt surrender Freiläufe, pfeiffendem Fahrtwind und keuchenden Mitradler vernimmt man durch die alte Aarberger Holzbrücke plötzlich die Blaskapelle Seeland. Plötzlich ist's also vorbei nach über 2000 Kilometern und 75 Stunden im Sattel. Lange einstellen konnte man sich nicht. Nach Mont Ventoux, Alpe d'Huez, Col de la Croix de Fer und Col de la Madeleine innert nur einer Woche blieb nicht viel Zeit für anderes, Velo fahren, essen, schlafen und trinken. Bis zuletzt war man voll im Trott drin: Aufstehen, auf Toilette gehen, Morgenessen reindrücken, wieder Toilette (was man mehr ist, muss auch wieder raus :-), Sonnencreme einschmieren, Velokleider anziehen, Koffer packen und verladen, Velo holen, Flaschen füllen und los fahren. Auch unterwegs blieb nicht viel Zeit für anderes als für das wesentliche, dem Velo fahren. Die Pausen waren kurz. Für Fotos blieb kaum Zeit, die Landschaft zu geniessen auch. Alles musste vom Sattel aus erledigt werden - ausser dem Flaschen füllen und Blase leeren. Kündigte sich eine Pause an, musste man sich genau überlegen, was man alles erledigen wollte. Schade - denn nur um anschliessend eine Stunde mehr im nicht immer besten Hotel rum zu hocken und hungrig auf das Nachtessen zu warten, dafür lohnte sich sich das Gehetze nicht.
Alles war auf das Velo fahren ausgelegt. Die Mittagshalte perfekt durchorganisiert. Die Kaffeehalte eher kurz und effektiv als ausgiebig und entspannend. Nach der Ankunft blieb zwar aufgrund des hohen Tempos genügend Zeit für Trikot waschen und Sonnencreme abduschen, aber so richtig verarbeiten konnte man das Erlebte irgendwie nicht richtig. Auf das Zimmer zurück zu ziehen wollte ich mich nicht. Schliesslich ist man mit 40 anderen Gleichgesinnten unterwegs, da hat man sich doch etwas zu erzählen. Doch irgendwie drehten sich Gespräche bei "Feierabend-Bier" stets um die gleichen Themen und waren recht oberflächlich. Normalerweise bin ich alleine unterwegs. Da kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und auch mal das Notizbuch hervor nehmen um ein paar Sachen aufzuschreiben, die mir während dem Tag so durch den Kopf gingen.
Doch nun zum Positiven, dem Wetter: Das war sensationell! Nicht zu heiss, genügend Sonnentage für Rändli an Oberarmen und Beinen und praktisch nie Regen. Obwohl der Wind meist von vorne blies, war er unser Freund. Er vertrieb die Regenwolken stets von uns weg. Wer 2000 Kilometer im Sattel hockt und davon nicht mal 50 km nass wird, dem ist der Wettergott hold. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo es zwei Tage zumindest nicht geregnet hatte. Einige Teilnehmer der 15. Euroride fuhren dieses Jahr denn auch nur mit, um zu sehen, wo sie letztes Jahr durch den Regen gefahren sind.
Von den zweimal Pasta essen pro Tag hat sich mein Magen gut erholt. Auch wenn ich mich am Anfang noch dagegen wehrte, ass ich am dritten auch Tag schliesslich auch das Radler-Menü schlechthin - obwohl es glaub aus physiologischer und ernährungstechnischer Sicht nicht das optimale ist, die Verdauung mitten in der Belastung mit einer "richtigen" Mahlzeit zu belasten - normalerweise es ich unterwegs nur flüssig oder spezielles "Kraftfutter" (Riegel, Iso-Zeugs, ...). Doch irgendwie gehörte es halt dazu und hatte durchaus auch einen gruppendynamischen Effekt.
Tägliches Ritual - Pasta futtern bis zum abwinken. Diese waren ausnahmsweise nicht verkocht. |
Unsere Gruppe vor dem Blanc Massiv |
Am Mont Ventoux |
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