Montag, 24. April 2017

Die Reise ins Ungewisse

Ich war selten so nervös und angespannt vor einer mehrwöchigen Velotour. Die Gründe sind vielschichtig und auch privater Natur. Was erwartet mich im Süden Europas? Wird's Kontakt Flüchtlingen geben_ Gibt es den Euro noch wenn ich zurück kehre (oder, was ist er noch wert)? Zwischen Griechenland und Slowenien hat kein Land den Euro, das wusste ich bereits (Ok, Montenegro hat ihn obwohl es offiziell nicht zur Euro-Zone gehört....). Nicht bewusst war mir jedoch, dass die Länder Mazedonien, Albanien und Montenegro zur teureren Zone Welt 1 gehören.

Flasche leer weil runtergefallen nach eine Bodenwelle
Ein anderer Grund der Anspannung sind die vielen Unklarheiten im Vorfeld. Wer die Wahl hat die Qual, wie man so schön sagt ... : es fängt an beim Velo: Soll es das spritzigere und momentan bequemere Cannondale Super6 mit neuer drahtloser elektronischer Schaltung sein oder das sich momentan seltsam unbequem anfühlende Trek Domane sein. Mit der drahtlosen Schaltung riskiere ich, dass mir unterwegs jemand den Akku klaut - eigentlich unrealistisch, aber wenn's passiert ein Horrorszenario mit nur einem Gang zurück zu fahren. Denn richtig flach ist eigentlich nirgends, was mich zur nächsten Frage bringt. Soll der Triathlon-Aufsatz mit - immerhin 400g Zusatzgewicht, die ich die geschätzten 40'000 Höhenmeter hochtragen muss. 400g entsprechen ca. 10% des Gesamtgewichtes an Gepäck. Dafür aufs iPad verzichten (minus 300g): "einfacher" bloggen und SRF im Kleinformat wären die Konsequenzen. Nun, der negative Einfluss des Gewichts auf die Reisegeschwindigkeit wird oft massiv unterschätzt. Aber es muss ins Gepäck passen; also ist es auch eine Volumenfrage und damit sind wir bei der nächsten Entscheidung: Welche Gepäcklösung soll es sein. In den letzten Wochen war ich fast täglich auf den einschlägigen (Online-)Shops und habe mir einiges an Material herangeschafft. Mein Kellerabteil platzt demnächst ;-)

Diese Rahmentasche von Ortlieb ist wasserdicht und kommt sicher mit

Welcher Reifen soll sein? Ist der neue Michelin Power Endurance wirklich so gut wie angepriesen: immerhin hat er nach nur ein paar hundert Kilometer bereits erste kleine Risse und Furchen - notabene von Mitteleuropäischen Asphaltpisten. Wie die Strassen z.B. abseits der Mazedonischen Hauptstrassen oder im Kosovo sein werden, weiss ich nicht. (Von Albanien ganz zu schweigen, da liesst man von plötzlich in Schotter übergehende "Strassen".) Auf jeden Fall habe ich heute das Vorgängermodell des Michelin besorgt, den Pro 4 Endurance V2. Gemäss bicyclerollingresistance soll dieser leicht besser rollen bei signifikant besserem Pannenschutz. Nun, mit Internet-Recherchen ist's halt immer so eine Sache... man sucht eh nur nach Bestätigung von seiner im Vorfeld bereits gefassten Meinung. Was klar ist, nach der Pannenserie im Winter mit dem Klassiker Continental GP 4000S II, kommt mir so schnell kein "Black Chilli" mehr unter die Räder. Ob sich die Last-Minute-Investition gelohnt hat, nachzulesen hier ... ob man's dann glauben mag oder nicht überlasse ich dann dem Leser.


Der Vollständigkeit halber die weiteren Entscheidungen:

    Rolle von Apidura mit altem Triatlon-Lenker
  • 1 oder 2 Nächte in Athen: für eine Nacht spricht der Start am Sonntag morgen - der Verkehr in Griechenlands Hauptstadt soll recht heftig sein werktags. Für zwei Nächte spricht Athen selbst. Andererseits kann man auch mit der S-Bahn an den Stadtrand fahren.
  • Schuhsystem: SPD vs. SPD-SL - d.h. die Frage, tagsüber laufen mit "Klack-klack" (SDP-SL) vs. Druckstellen am Fussballen (SDP) und (gefühlt) etwas weniger Effizienz
  • Welcher Triatlon-Aufsatz solls sein: diese Woche kommt noch das neue Modell von Syntace - reicht leider nicht mehr zum testen.
  • Sattel/Hose: welche Hosen-Sattel-Kombination garantiert schmerzfrei Stunden im Sattel? Leider ist die favorisierte ProCyclingAarau-Hose schon etwas lädiert von einem Sturz in diesem Winter, die iQ-Hose etwas zu gross (mehr essen!) und die andere, neuste etwas zu sportlich geschnitten (weniger essen?) 

Ein Entscheid ist gefallen: Trek Domane - mit neuem Tretlager ;-)
Wie auch immer, es kommt schon gut! Es hat bisher immer geklappt. Ich bin auch dieses Mal zuversichtlich, dass auch die letzten Zweifel und das Zwicken im Rücken, in der Achillessehne und der Schulter spätestens nach der ersten Etappe verflogen sind - ansonsten frag ich das Orakel von Delfi um Rat am ersten Übernachtungsort auf meinem Weg in die Gewissheit.



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