Dienstag, 3. Juli 2012

Tag 23: Eindrücke vom Schwing- und Älplerfest

Was könnte besser passen zu einer Schweiz-Umrundung als ein Schwingfest zu besuchen. Der Zufall wollte es, dass in Sarnen das diesjährige Innerschweizer Schwing- und Älplerfest statt fand. Trotz miserabler Wetterprognosen für diesen Sonntag und den darauffolgenden Montag beschloss ich, meine Reise noch um einen Tag zu verlängern. (Der Sonntag morgen wäre noch trocken gewesen, um das letzte Stück Strassse unter die Räder zu nehmen. Danach regnete es quasi ununterbrochen bis ich pflotschnass zu Hause ankam.)

Ein Schwingfest sollte jeder Schweizer einmal besucht haben: So friedlich, so langweilig, so urchig.

Friedlich deshalb, weil es keine Eingangskontrollen, keine Taschenkontrollen und keine grimmigen Security-Leute gibt. In den ersten Gängen wurde mein Stehplatz-Ticket noch kontrolliert. Bei den beiden letzten Gängen und beim Schlussgang wurde nicht mehr kontrolliert. Vermutlich kapitulierten die bedauernswerten Ticketkontrolleuere vor dem Regen. Es gibt vier Ticketkategorien. Die gedeckten und ungedeckten Tribünenplätze, sowie die Rasensitzplätze waren ausverkauft. Mit der vierten Kategorie "Stehplatz" kann man sich nur zwei Meter neben einen der Sägemehlringe auf ein Holzbrett setzen und das geschehen hautnah verfolgen. Ab und zu kriegt man ein wenig Sägemehl ab und man muss aufpassen, dass man von keinem "Bösen" überrollt wird. Setzt Regen ein, setzt man sich einfach auf die Tribünentreppe ins trockene. Man stelle sich vor, wenn man dies im Joggeli machen würde.

Langweilig deshalb, weil man sieben Kämpfe gleichzeitig verfolgen "muss" und nicht recht weiss, wer da gerade wen über's Knie bugsiert. Eine Videoleinwand sucht man vergebens. Digitalanzeigen auch. Das einzige was es gibt, sind manuell bediente und gedrehte Tafeln, auf denen die Startnummern der Schwinger steht: eine rote Zahl und eine schwarze Zahl. Welcher Nummern zu wem gehört, wusste ich nicht. Die Athleten tragen keine Startnummern. Später fand ich heraus, dass der alphabetisch Erstere immer die helle Schwingerhosen trägt, der letztere die dunklere. Zwischenstände weiss der Schwingfest-Neuling auch nicht. Im Internet sucht man vergebens nach einem Live-Ticker oder -Resultate. Diese kann man nach jedem Gang für einen Franken käuflich erwerben.

Urchig deshalb, weil währenddem die Schwinger "an der Arbeit sind" (dies kommentierte der Platzspeaker tatsächlich so), die Lebendpreise demonstriert werden, das lokale Jodlerchörli ein Lied zum besten gibt und morgens schon Wurst und Bier konsumiert wird. Zudem wird man ständig von Ländlermusik berieselt. Während dem die Lebendpreise - der Hauptpreis war der Stier "Rocki" - zwei Runden in der Arena drehen mussten, las der Speaker die Leistungsdaten und den Stammbaum des Zuchtbullen vor. Dass der Stier einmal nur wenige Meter von an boden hockenden Kindern entfernt aufbockte, schien niemanden zu stören. Mehrmals musste der Züchter kräftig am Nasenring ziehen, damit das Tier im Wert eines Mittelklasse-Wagens weiterlief.

Er hier stand schon gestern für Didier Cuche auf der Aelggialp im Einsatz.

Hauptpreis ist der Stier "Rocki"

Zwei von drei Wettkampf-Richtern und die "Täfelibuäbä"

Die besten Werfen den 67-kg-Stein über vier Meter weit. Einige kriegten ihn kaum hoch.



Mach jetzt bloss keinen Scheiss...

Die Vierfrucht-Pellerinen sind zahlreich

2 Kommentare:

  1. Konnte Dank Dir nicht nur mehr über die Schweiz, sondern auch mehr über den Radsport im Allgemeinen lernen - okay, auch dank dem geposteten Filmchen von BEAT BREU.

    Demfall kannst jetzt mitreden mit den Profis. Hast bestimmt mind. ein paar Mal in den Lenker beissen müsse, bist in Wände gefahren oder hast Pralinien gesetzt bis die Schläuche leer waren. Kuchen und Kanten gabs eher kaum, denke ich.
    Super Beitrag/-äge!!!

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  2. Rocki, Rocki, Rocki olééééé! Bei diesen Bildern möchte man selbst beim nächsten Schwing- und Älplerfest dabeisein! Merci für die lehrreichen Beiträge!

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