Sonntag, 20. April 2014

Rauswurf aus Pro Team

Am heutigen Sonntag wurde ich aus dem "Pro Team"-Mitglied geworfen!

Der Reihe nach: Es ist alles halb so schlimm und nicht ganz ernst gemeint. 

Ich bin hier auf Mallorca mit dem Reiseveranstalter "Champions Training", der ein eigenes Jedermann-Team führt - eben dem Pro Team. Zweck dieses Pro Teams ist, neben hochstehendem Fachsimpeln beim Nachtessen ("Ich hab mir einen Sattel passend zu meinem Hintern fertigen lassen.") und dem Unterhalt sau-teurer Velos (einer hat sogar seinen eigenen Namen auf dem Rahmen drucken lassen), auch eine möglichst professionelle (wirkende) Trainingsunterstützung durch seinesgleichen. Der Sportarzt zum Beispiel fährt selbst mit seiner "Praxis-Assistentin" bzw. Frau/Freundin im schwarzem Trikot mit Piratenlogo durch die Gegend. Einer anderer misst seinen Kollegen die Schrittlänge, wechselt Vorbau und Sattelhöhe mit allerlei Spezialgerät. 

Gestern fand ich eher zufällig Eingang in diese mir (noch) fremde Welt, indem ich beim Nachtessen an "ihren" Tisch sass, der mit "Pro Team" gelabelt war. Dies merkte ich allerdings erst, als schon der erste Teller Pasta verputzt war. Ich nahm dann trotzdem an ihrem Team-Meeting teil, weil dies der Arnold (der Chef) auch für eine gute Idee hielt, weil ich doch auch die volle Runde über 312 km machen würde nächsten Samstag. Er war denn auch der Meinung, ich solle am Folgetag nach der Radtour ebenfalls einen Laktattest machen, damit Heiko (der radelende Sportarzt) darauf basierend die Trainingspläne für die noch kommenden 6 Trainingstage erstellen könne. 

Zwei Punkte schienen mir suspekt. Ein Laktattest bestimmt die anaerobe Schwelle - vereinfacht gesagt, die Herzfrequenz, wo man grad noch genug Puste hat, um die entstehende Milchsäure (=Laktat) wieder abzubauen ohne zu übersäuern und in eine Sauerstoffschuld zu gelangen. Übersäuerung kennt jeder vom Treppensteigen oder vom 80m-Lauf aus der Primarschule. Wichtig ist das ganze für herzfrequenzorientiertes Training. Doch selbst bei einem solch einfachen Einrollen wie heute (Puls selten über 120) bleibt was Milchsäure in den Muskeln übrig und verfälscht den Test meiner Meinung nach signifikant. Zum anderen ist mir unklar, wenn man nicht schon die Basis hat, 10-12 Stunden am Stück zu radeln, was können da 6 Trainingstage noch was ausrichten - mögen sie noch so ausgeklügelt sein.

Diesen Argumenten zum trotz habe ich mich dennoch zum Laktattest angemeldet. Habe das noch nie gemacht und dies wäre doch eine gute Gelegenheit, mal so was zu erfahren. Doch nach Argument Nummer 3 gegen so einen Test - nämlich den Kosten von 120€ - sagte ich den Test ab. So blieben mir noch 50 Minuten bis zu meiner vereinbarten Sitzpositionsanalyse. Diese "Freizeit" überbrückte ich mit Körper- und Kleider-Wäsche. Doch als Nicht-Mitglied des Pro-Teams musste ich mich dann immer wieder hinten anstellen. Stets drängte sich einer wieder vor. Nach 90 Minuten rumstehen in Rad-Klamotten (frisch gewaschen und geduscht) brach ich auch diese Übung ab, weil sich zum Schluss auch der Chef noch vermessen lassen wollte - kurz vor dem Nachtessen. Man muss halt Prioritäten setzen als Nicht-Pro-Mitglied. 

Vermessung unter Kollegen



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