Mit etwas über 120 Kilometern stand heute die kürzeste und zugleich letzte Etappe auf dem Weg zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Ich habe diese Reise nicht aus spirituellen oder christlichen Gründen unternommen, sondern weil ich vor Jahren über einen Artikel über diese Route im Tour-Magazin gestopltert bin, in dem geschwärmt wurde von der Schönheit dieser Landschaft: und ja ... Der Artikel hatte recht! Mehr dazu und das Fazit in einem separaten Blog-Beitrag. Zufrieden und voll erfüllt bin ich am Ziel meiner Reise angekommen. Dass die Reise am Tag danach noch bis ans "Ende der Erde" (Cap di Finisterre) ohne Gepäck weiter ging, verschweigen wir ...
Welch enormes Wetterglück ich in Anspruch nehmen durfte, zeigte sich bei der Ankunft auf der Platz vor der Kathedrale. Bereits beim Denkmal etwas ausserhalb der Stadt war Eile angesichts der Gewitterwolken hinter mir angesagt. Beim passieren des Ortsschildes war ein erstes Donnergrollen zu vernehmen. Wenig später wurde das Donnern heftiger, erste Regentropfen waren zu verspüren und just mit der Einfahrt auf den grossen, mit einer Mischung von auf dem Boden sitzenden und liegenden Pilgern und Touristen bevölkerten Platz öffnete Petrus seine Schleusen und sorgte dafür, dass der Platz leer gefegt wurde: Ich konnte mein Finisher-Foto ohne "störende" Menschenmassen knipsen.
- Sterne: ***
- Topografie: ein kaum spürbarer - weil wellig und wenig steil - Aufstieg von 300m, danach wellig weiter. Wie so oft kaum längere flache Passagen.
- Strassen: viele rauhe Nebenstrassen, auch auf Hauptstrassen nicht alles tiptop, aber alles im Rahmen
- Verkehr: Nebenstrassen kaum, Hauptstrassen auch nicht viel
- Landschaft: Felder, Hügeli, Wälder
- Wetter: leicht bewölkt, gegen Abend gewittrig. Platzregen bei Ankunft mit heftigem Donnergrollen. Kühler als auch schon. Etwas über 20 Grad. Tüppig.
- Wind: aus Nord-Ost, also perfekt
- Radler: wenige. Viele Pilgergruppen mit nur kleinen Tagesrucksäcken. Ob's mit der 100 km Marke zu tun hat, die man mindestens machen muss um die Compostela zu erhalten?
- Stimmung: sehr gut. Auch ein bisschen wehmütig, weil in ein paar Tagen wieder der Ernst des Lebens zurückkehrt. Aber auch froh, mal wieder andere Sachen zu machen als Velo fahren und sich davon erholen.
- Energielevel: Reserve angezapft. Sehr tiefer Puls auf Abfahrten (min: 55)
- Tenue: kurz-kurz
- Highlight: Platzregen fegte den Platz vor der Kathedrale leer. Ideal für Finisher-Foto ;-)
- Lowlight: Drehverschluss am Schuh hat sich einseitig gelöst. Erster Reperatur-Versuch erfolglos. Aber hielt bis zum Schluss.
- Frage des Tages: Darf man Bier trinken während dem Pilgern? Gibt es einen Pilger-Codex?
- Bemerkenswert: Man kann den Rucksack auch um 90 Grad gedreht als "Bauchtasche" tragen.
Spanien, das Land wo Kreisel erfunden wurden ...
Ein letzter Eukalyptus-Wald
Pilger-Denkmal vor den Toren Santiagos
Der Jakobsweg ist perfekt ausgeschildert
Typisches Bild für Galizien: Steinhau mit einem Hórreo Gallego, einem auf Stellzen gebauten Kornspeicher
"Bushaltestelle" mit Briefkasten
Boa-Verschluss hat sich gelöst
Ein Wander-Grüppli macht Rast
Viele Pilgergruppen auf den letztem Abschnitt
Kein Trinkwasser, oft hat's aber Quellwasser direkt an der Strecke
Self-Service Stempel inkl. WLAN-Code
Hallo Christian,
AntwortenLöschenhabe deine Fahrt mit grossem Interesse verfolgt. Zumal ich vor Kurzem aus der entgegengesetzten Richtung daher kam. Viele Eindrücke kamen mir bekannt vor und liessen meine eigene Erinnerung wieder wach werden. Ich hatte damals allerdings den französischen Camino, südlich des kastilischen Gebirges und über Pamplona benutzt.
Vielen Dank für deine Berichte und gute Erholung, Urs
Hallo Urs, danke für dein Interesse. Den Camino Francés kenn ich von letztem Jahr, als ich ihm 2 Etappen lang auch in entgegengesetzter Richtung folgte.
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