Freitag, 12. Juni 2015

Der rosarote Elefant

Bericht vom 12. Juni 2015: Lomza (PL) - Lazdijai (LT)

Denke an einen rosaroten Elefanten. Schliesse die Augen. Und denke nicht an diesen Elefanten. Praktisch unmöglich, nicht an den rosa Elefanten zu denken. Erst nachdem das Bild des Elefanten in der Vorstellung aufgetaucht ist, hat man sich überlegt, woran man denken könnte. Man kann nicht an etwas nicht denken. 

Ersetze den Elefanten durch ein defektes Tretlager - und du weisst, an was ich auf der heutigen Etappe häufig dachte. Es machte sich bereits am Vortag durch rhythmisches Geräusch bemerkbar. Nach dem erstem "Zehner" (km), ging ich auf Geräuschquellensuche, löste die Schrauben am Sattel nur um sie gleich wieder anzuziehen. Dies hat auch schon geholfen, nervende Lärmquellen zu eliminieren. Doch leider ist das Problem viel einfacher zu finden und noch schwieriger zu lösen: das Tretlager, bzw. die Kugellager dürften schon wieder hinüber sein. Die Kurbel hat ein deutliches Spiel. Sie lässt sich ein, zwei Millimeter aus ihrer Rotationsachse hinaus bewegen. Beim normalen Treten merkt man dies nicht zwingend, ausser eben durch das tolle Quietschen mit jeder Pedalumdrehung. 

Eben, an etwas nicht denken geht nicht. Also muss Ablenkung her. (Ich frage mich eh jeweils, an was ich den ganzen Velotag lange so denke ...) So fahre ich die nächsten Stunde mit Musik in den Ohren, die aus dem iPhone-Lautsprecher dröhnt. Später brauche ich das nicht mehr, denn die Strassenverhältnisse sind nun Ablenkung genug. Ich erfahre noch einmal das ganze Spektrum polnischer Strassenbaukunst: perfekt asphaltierte Hauptstrasse, holprige folgt auf gut rollende Nebenstrasse; separater und breiter Veloweg, gepflasterte Ortsdurchfahrten, sowie Naturstrasse die zunehmend zu einer Sandpiste wurde. 

Wie es Litauen sein wird, weiss ich noch noch. Denn ich übernachte gleich im ersten Hotel keinen Kilometer nach der Grenze direkt am See mit diesem Panorama:


Aus alten Reifen kann man Schwäne schnitzen ...

Entlang der Eurovelo Route 11: die Strassen sind nicht gemacht für ...

... 25 mm breite Reifen :-)

"Wypadki" heisst sowas wie "Beginn"

Keine Übersetzung nötig :-)

3 Kommentare:

  1. Hallo Christian, ein defektes Tretlager oder auch Radlager ist echt mühsam und man denkt dauernd daran wie lange es noch hält. Kenne dies auch. Gratuliere zum Erreichten. Super Sache.
    Weiterhin viel Glück bei Deiner Reise und möglichst keine unerwartete Zwischenfälle. :-)
    Hangloose Beat

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  2. Es nervt vor allem wenns Geräusche macht und beginnt zu klopfen. Ist nicht das erste Mal. Hatte aber die Ursache (Fehler in Rahmen) korrigieren lassen und hatte seither Ruhe und es war dicht. Hoffe es hält noch rund 600 km bis Hamburg :-)

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  3. Hallo Christian, habe heute alle deine Berichte nachgelesen. Sehr abwechslungsreich und abenteuerreich, was du da auf deiner langen Reise erlebst. Aber auch sehr viele schöne Bilder, die wenigstens einen kleinen Einblick in deine Erlebnisse erlauben. Hoffe, dass du weiterhin vor allem schöne Erlebnisse erfahren darfst und weniger von negativen Überraschungen berichten musst. Toi, toi, toi, Urs

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