Montag, 25. Juni 2012

Tag 16: Simplonpass

Heute morgen wollte ich beizeiten aufstehen. Ich wollte noch bei einigermassen angenehmen Temperaturen den 2000-er Simplonpass bewältigen. Plan: 8 Uhr losfahren. Realität: 8:45 Uhr. Na ja, es ist ja schliesslich Urlaub. In der Nacht kühlte es auf fast 10°C runter. Doch schon bald nach den ersten 100 Höhenmetern musste ich mich der Arm- und Knielinge entledigen. Bald darauf überholte ich einen radelnden Tschechen. Wir plauderten nur kurz. Er war mir zu langsam. Nicht dass ich besonders schnell wäre, aber er fiel fast vom Rad und hatte zu kämpfen. Er fährt von Tschechien aus bis in oder an die Sahara und campiert immer wild. Gestern fuhr er über die Furka, oder den Grimsel? Jedenfalls von der anderen Richtung als ich und mit wohl mit einem Pass zu viel um nach Süden zu gelangen. 

Der Simplonpass ist kein besonderer Leckerbissen für Radsportler. Der erste Teil bis zur Saltina-Schlucht kann man noch auf der alten Strasse fahren, die Napoleon für seine Artillerie bauen liess, und ist relativ schön. Spätestens nach der Ganter-Brücke ist Schluss mit den Nebenstrassen und der Ruhe. Zum Glück war Sonntag und damit relativ wenig Verkehr. Denn der Simplon gilt als Schwerverkehrsroute. Entsprechend ausgebaut ist die Passstrasse. Sie ist gar eine Nationalstrasse - eine der wenigen, auf denen Rad fahren erlaubt ist - aber nicht viel Spass bereitet. Ab Rothwald fährt man mehrheitlich in dunklen, kühlen Galerien. Die Abfahrt auf der anderen Seite ist schön und flüssig. Bis Iselle, wo der Bahntunnel das Licht Italiens erblickt, kann man schön Höhenmeter tilgen. Danach wird's flach und mit Gegenwind, wie bei mir der Fall, mühsam.

Blick von oberhalb Ried ins Rhônetal hinunter
Passstrasse, in der Mitte die "Ganter-Brigga"

Simplonpass - der Pass, mit den höchsten Galerie-Anteil?

Wer genau hinschaut, sieht dass ich die Radler-Hosen etwas weiter oben hatte als sonst ;-)

Stockalper-Turm in Gondo. Gleich links davon kam im Oktober 2010 die verhängnisvolle Hangmure hinunter, bei welcher 13 der 120 Einwohner ums Leben kamen. Man hat das Gefühl, die Felswand ist überhängend und kommt als nächstes runter...
Der Simplonpass hört offiziell in Domodosolla auf. Ganz soweit runter musste ich nicht. Bald nach der Abfahrt beginn wieder ein Aufstieg ins Centovalli, das 500 Höhenmeter höher gelegen nach Locarno führt. Die Auffahrt war anstrengend und mühsam. Es war heiss und ich hatte nichts richtiges zu Mittag gegessen. Nur ein paar Honigwaffeln, die ich noch aus Holland kenne. Das schlimmste war ein steiler Tunnel, der während 1.5 km Steigungen von an die 10% aufwies. Nicht gerade lustig. Ich dachte einfach an etwas anderes. Zum Beispiel an die schöne Abfahrt durchs Centovalli, die ich dieses Frühjahr schon mal gemacht hatte, und an das erfrischende Bad im Lago Maggiore.

Der Zeltplatz "Delta" liegt denn auch gleich am Ufer. Doch dann der Schock: 41 Franken für eine Nacht. In der örtlichen Jugendherrberge kriegt man dafür ein Mehrbett-Zimmer. Ich zögerte kurz, buchte aber nur für eine Nacht. Schon während dem ich unterwegs war, überlegte ich mir, ob ich schon wieder einen Ruhetag einlegen sollte. Ich entschied mich kurz vor der Ankunft dafür. Doch der hohe Preis liess mich wieder zweifeln. Es war ein hin und her bis in den Morgen danach hinein. Ich entschied mich für's bleiben und schob also einen Ruhetag, oder sagen wir, Ferientag ein, den ich mit Bädelen und Sünnelen verbrachte.

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